Ashes to ashes?
Auf dem ersten Blick erinnert diese „Widerstandssäule“ mit ihrem schwarz eingefassten Display und ihrer streng geometrischen Struktur an die Minimal Art und somit nicht zuletzt auch an das Stelenfeld des „Denkmals für ermordete Juden Europas“ im Westen Berlins. Doch anders als Peter Eisenmans durchaus umstrittenes Mahnmal verzichtet die „Widerstandssäule“ des Zentrums für Politische Schönheit nicht auf einen sichtbaren materiellen Inhalt: Im besagten Display der Säule ist ein Bohrkern aus Asche und Knochen präsentiert, menschliche Überreste von Opfern des Holocaust, die vom ZPS in der unmittelbaren Nähe von KZs gefunden wurden. Und noch ein signifikanter Unterschied ist bei der Aktion „Sucht nach uns“ überaus wichtig: Die „Widerstandssäule“ erinnert nicht allein an die Opfer des Holocaust, sondern nutzt diese dringend nötige Erinnerungsarbeit zudem unter dem Motto „Gedenken heisst kämpfen“ für den konkreten politischen Widerstand gegen den Faschismus heute.
Dazu hat das ZPS ihre „Widerstandssäule“ insitu auf eben der Brache gegenüber dem Reichstag installiert, auf der einst die Kroll Oper stand, also auf dem Ort, an dem nach dem Reichtagsbrand das Parlament tagte und 1933 bürgerliche Parteien das sogenannte „Ermächtigungsgesetz“ mitunterschrieben und dadurch die Nationalsozialisten an die Macht hievten. Genau diese Gefahr sieht das ZPS zu Recht heute auch, haben doch Teile der einst „großen Volkspartei“ CDU bereits ihre Bereitschaft für „ergebnisoffene Gespräche“ mit der AFD bekundet. Da diese Parteimitglieder skandalöserweise parteiintern keinerlei Konsequenzen zu befürchten haben, ist es nur eine Frage der Zeit, wann die CDU mit der AFD, einer Partei also, die in Deutschland inzwischen nach juristischem Urteil als faschistisch bezeichnet werden darf, eine Koalition oder Ähnliches eingehen wird. Dagegen kämpft das ZPS und hofft dabei auf einen „zivilgesellschaftlichen Zapfenstreich gegen die AFD“ (Pressemeldung). Dieser soll jetzt am Samstag, den 7. 12., in der Form stattfinden, dass das Mahnmal einen Zementboden bekommt und so vor dem bevorstehenden Abriss bewahrt wird. Die Genehmigung für seine Erinnerungsarbeit läuft nämlich an eben diesem Samstag schon wieder ab. Also: Hingehen und am Samstag Zement mitbringen – oder/und Spenden auf www.sucht-uns.de!
Flankiert wird dieses Aktion des ZPS übrigens durch die Herausgabe des Buches „An die Nachwelt“, eine Sammlung von letzten Worten und Abschiedsbriefen von Opfern des Holocaust.
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Update am Samstag, den 7. Dezember (artmagazine Redaktion): Das Zentrum für Politische Schäönheit hat die Installation mittlerweile überarbeitet und umgebaut zur Schwur- und Gedenkstätte gegen den Verrat an der Demokratie.
Eine Stellungnahme des ZPS zu dieser Veränderung -->finden Sie hier zum Download.