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Bregenzerwald für China-Küche

Hat eigentlich schon jemand eine Kulturgeschichte der China-Restaurants geschrieben? Drachen, Omegabögen und rote Lampions beherrschten seit den Siebzigern mitteleuropäische Ausgabestellen chinesischer Küche. Aus jener Phase stammt etwa das skurrile, prunkvolle Tempeltor im Nachkriegs-Ambiente der Per-Albin-Hansson-Siedlung, das selbst schon wieder ein Zeitzeugnis vergangener Dekaden ist. Semantische Kleinodien sind auch jene Lokale, in denen Abgüsse antiker Statuen und Akropolis-Reliefs auf frühere Pächter schließen lassen. Im Zeitalter von Sashimi und Lemongrass ist alles anders. Fernöstliches Essen hat einen urbanen Hipness-Faktor gewonnen, der eine entsprechende Ästhetik verlangt. Ein wichtiges Element ist dabei formale Reduktion, wie man sie vor allem mit japanischer Ästhetik verbindet. Nach den diversen "Kiang"-Filialen und dem Londoner Chic des "ra´mien" zeigt das von Helmut Galler eingerichtete "On", dass der Typus chinesisches Restaurant nicht nur endgültig von jeder ikonografischen Aufladung gelöst ist, sondern auch ausgezeichnet mit einem Minimalismus Vorarlberger Prägung harmoniert. Industrieparkett und Eichenholz gehören mittlerweile schon zum Standardrepertoire trendbewusster Ausstattungen. Hier sind sie kombiniert mit dem leckeren Gelbgrün einer in die Wandvertäfelung integrierten Sitzbank. Die klare, reduzierte Formensprache ist dabei schon eine Notwendigkeit, die sich aus den beschränkten Dimensionen des Ecklokals ergibt, in dem hinter einem Bartresen auch noch die offene Küche untergebracht ist. Drei Fenstertüren erweitern den Raum zur Straße. Die zeitlos schlichten Massivholzstühle hat Christian Steiner für den erstklassigen Bregenzerwälder Möbelproduzenten Schmidingermodul entworfen, für den auch Galler arbeitet. Einen Kargheits-Overkill verhindern die großen, zylindrischen Deckenlampen mit ihrer Textilbespannung in warmem Pompejanisch-Rot.
Mehr Texte von Iris Meder †

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