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Österreichische Sammler sind offener als man glaubt

Werner Rodlauer: Kam die Entscheidung für die Eröffnung der eigenen Galerie erst mit dem Ende der Hofstätter Projekte oder war das schon vorher auf lange Sicht geplant?

Sophie Tappeiner: Die Entscheidung für die Eröffnung der eigenen Galerie hat sich während meiner Zeit bei Hofstätter Projekte entwickelt, da ich die Beobachtung gemacht hatte, dass es damals in Wien an jungen, international agierenden Galerien gefehlt hat.

Die aktuelle Situation der Galerien scheint schwieriger denn je. Was macht Sie zuversichtlich, dass Ihre Galerie auf lange Sicht erfolgreich sein kann?

Ich glaube an die KünstlerInnen mit denen ich arbeite und habe Freude bei meiner Arbeit. Die Galerie ist noch sehr jung, doch bisher bin ich mit den Ergebnissen sehr zufrieden und bin überzeugt, dass die Galerie sowie die KünstlerInnen die sie vertritt sich weiterentwickeln und wachsen werden.

Sie haben in Großbritannien studiert und danach in London bei einem der großen Auktionshäuser gearbeitet. Warum fiel die Wahl ausgerechnet auf Wien?

In Wien bin ich aufgewachsen. Ursprünglich bin ich für das Studium nach London gezogen und hatte nie geplant, in London zu leben. Doch als eines der führenden Auktionshäuser mir einen Job angeboten hat, konnte ich unmöglich ablehnen und bin länger geblieben, als geplant. Nach dem Angebot, die Leitung der Hofstätter Projekte zu übernehmen, bin ich nach Wien übersiedelt.

Sie zeigen ein konsequent avantgardistisches Programm. Hat Wien genügend SammlerInnen um die Galerie nachhaltig finanzieren zu können? Welchen Anteil haben internationale KundInnen am Umsatz?

Immer wieder werde ich gefragt, ob mein Programm für den Standort Wien zu avantgardistisch ist. Mein Programm ist international ausgerichtet, und die Galerie wird von internationalen wie österreichischen SammlerInnen unterstützt. Gegenwärtig schätze ich meine Kundschaft auf etwa 60% österreichische und 40% internationale SammlerInnen, doch denke ich, dass sich diese Zahl mit weiteren, internationalen Messeauftritten verschieben wird. Man sollte die österreichischen SammlerInnen nicht unterschätzen – sie sind viel offener, als allgemein behauptet wird.

Sie haben Ihre Galerie im Mai 2017 eröffnet und nehmen jetzt schon an curated by_ teil. Wien gilt eigentlich als schwieriges Pflaster für junge Galerien, was die Akzeptanz durch die alteingesessenen GaleristInnen betrifft. Haben Sie einen speziellen Draht zu den arrivierten Galerien in Wien?

Ich denke, dass die etablierten Galerien sich über den Nachwuchs freuen, da die Stadt und ihre Kunstszene nicht zuletzt auch aufgrund des Zuwachses an Projekträumen und Galerien auch international verstärkt wahrgenommen wird. Natürlich kann ich nur für mich sprechen, doch ich habe die etablierten Galeristen als unterstützend empfunden, nicht als schwierig.

Die Galerie nimmt in diesem Jahr an vier Kunstmessen teil, drei davon im September. Wie schafft eine junge Galerie diesen dichten Zeitplan und wie geht sich das finanziell aus?

Da kommt eine Vielzahl an Faktoren zusammen; eigentlich wollte ich gar nicht so schnell an so vielen Messen teilnehmen, doch es ergab sich eines aus dem anderen und auf einmal nimmt die Galerie an vier Messen teil! Mit Angelika Loderer haben wir auf der Miart in Mailand den Preis für den besten Messestand in der Emergent Section gewonnen – der Preis hat die Kosten des Messestandes gedeckt und wir haben sehr viel Aufmerksamkeit bekommen – von Kuratorien wie Medien. Auch die kleine, aber ausgezeichnete Messe in Marseille, Art-O-Rama, hat uns viel gebracht. Auf der Messe in Berlin ist die Galerie auf dem kollektiven Messestand Salon vertreten, der von Tenzing Barshee kuratiert wird. Wie die Messen in Berlin und Wien sich für die Galerie entwickeln werden, wird sich erst zeigen, doch bin ich beiden sehr positiv gestimmt und freue mich darauf.

Welche Konzepte wird es Ihrer Meinung nach in Zukunft brauchen, um als Galerie erfolgreich sein zu können?

Die Realität ist für jede Galerie eine andere, da sie auf unterschiedlichen Konzepten beruhen. Ein wichtiges Stichwort ist meiner Meinung nach aber „nachhaltige Zusammenarbeit“.

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Galerie Sophie Tappeiner
1010 Wien, An der Hülben 3
Tel: +43 664 88 92 96 21
Email: info@sophietappeiner.com
http://sophietappeiner.com/
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 11-15 h

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