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John Bock - im AntliTZ des SchädelapparaTZ: Im Antlitz des Unabombers

John Bock zählt zu den wenigen Künstlern der legendären 1990er „Generation Berlin“, zu der u. a. Thomas Demand, Monica Bonvicini und Olafur Eliasson, Michel Majerus, Rirkrit Tiravanija und Angela Bulloch gehörten, der noch regelmäßig in großen Ausstellungen in der Spreemetropole zu sehen ist. So wurde er z. B. vor zwei Jahren in der Berlinischen Galerie mit seiner Einzelausstellungen „Im Moloch der Wesenspräsenz“ präsentiert und jetzt ist seine Show „Im AntliTZ des SchädelapparaTZ“ im Neuen Berliner Kunstverein eröffnet worden. Zeigte John Bock in der Berlinischen Galerie vorrangig Videos und Installationen, so dominiert jetzt im nbk berlin in der von Kathrin Becker kuratierten Ausstellung ein wie gewohnt schräger, wenn man so will „polymorph-perverser“ Mix aus Installation, Video und vor allem Performance das künstlerische Geschehen.

Dazu hat Bock im nahezu verdunkelten Hauptraum des nbk Berlin ein schwarzes, nach oben ragendes und vergittertes Gerüst installiert, gleichsam einen vertikalen Turmbau als Bühne auf dem dann 5 Performer, darunter der Künstler selbst, eine irritierende, auf dem ersten Blick schwer verständliche Aufführung performen. Wie an einem Berg scheinen sich die 5 schwarzgekleideten Männer an diesem vergitterten Metallkeil angeseilt zu haben, künstlerische Objekte werden in dieses gehängt, die wiederum von den Performern mit Leuchtstäben traktiert werden. Dazu trug Bock einen Text vor, genauer: das Manifest des berühmt-berüchtigten „Unabombers“ Theodore Kaczynski. Später dann werden diese Aktionen zu einem Film verarbeitet, der ab dem 25. Juni in der Ausstellung zu sehen sein wird.

Auch die übrige Ausstellungsfläche im Erdgeschoss des nbk Berlin, jetzt durch enge Gänge und zwei weitere Ausstellungsräume labyrinthisch zu einem “Leibraum“ (Bock) gegliedert, ist in fast schon beängstigendem Dunkel gehalten. So stellen sich beim Besucher klammheimlich Gefühle der Klaustrophobie ein. U.a. ein karges, hellbraun gestrichenes Zimmer mit Bett und davorstehendem Schachspiel ist in diesem für Bock typischen Setting zu sehen, außerdem bastelt ein Mann u. a. mit Wattestäbchen stoisch vor sich hin ... Auch dieses verstörende Environment bezieht sich u.a. auf den Serienmörder Kacynski und seine Lebensweise.

Sicherlich hat sich John Bock mit dieser Ausstellung nicht „neu erfunden“, doch die komplex-aggressive Semantik und gleichzeitige erratische Undurchdringlichkeit seiner Performance und Installation schützt ihn dennoch davor, eine „Karaokeversion seiner selbst“ zu werden – ein Schicksal, das manche seiner „Generation Berlin“-Genossen längst ereilt hat.

Mehr Texte von Raimar Stange

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John Bock - im AntliTZ des SchädelapparaTZ
15.06 - 28.07.2019

n.b.k. Neuer Berliner Kunstverein
10115 Berlin, Chausseestr. 128/129
Tel: +49 (0)30 280 70 20, Fax: +49 (0)30 280 70 19
Email: nbk@nbk.org
http://www.nbk.org
Öffnungszeiten: Di - Fr 12 - 18 Sa + So 14 - 18 h


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