Werbung
,

Wiener Grafik in New York. Joseph Binders grafisches Werk in den USA 1933-1972: Ich bin`s

Wiener Grafik? Ja und nein. Freilich hat Joseph Binder in den zwanziger Jahren das Meinl-Mohr-Profil entworfen, das einen solchen Wiedererkennungswert gewann, dass bald die erste Werbekampagne Österreichs gestartet wurde, die den Namen des Produkts nicht nannte und den Mohr ein lapidares \"Ich bin\s\" in die Welt rufen ließ. Um wirklich wienerisch zu sein, war der Horizont des Josef-Hoffmann-Schülers aber viel zu weit. Bereits Anfang der Dreißiger unterrichtete er in den USA, die ihm und seiner Frau 1936 endgültig zum Zuhause wurden. Aus dieser Zeit stammen farbenfrohe Pastell-Veduten, voll Freude über ein neues Leben außerhalb des politisch labilen Europa. Auch als Gebrauchsgrafiker hielt Binder sein hohes Niveau, etwa bei Werbekampagnen für die New Yorker Weltausstellung von 1939, für TBC-Früherkennung oder für die Navy: \"atomic, electronic, supersonic\". Für den emigrierten Wiener Zuckerlfabrikanten Heller entwarf er Praliné-Einwickelpapier mit Skyscraper-Muster. Ende der fünfziger Jahre wandte sich der u. a. mit Herbert Bayer und Friedrich Kiesler befreundete Binder der konkreten Kunst zu, um im Alter von rund 60 Jahren endlich \"für sich selbst zu schaffen\". Es entstanden wunderbare großformatige Farbfeldmalereien sowie monochrome Pastelle und lineare Federzeichnungen, von denen das MAK, das nach Binders Tod 1972 eine großzügige Schenkung von dessen Witwe Carla erhielt, leider nur wenige zeigt, und das räumlich gedrängt und in für die Gemälde nicht ausreichendem Schummerlicht. Die Berufung auf die Binder-Ausstellung von 1972 hilft wenig; ein großer Teil des Publikums dürfte (wie die Autorin) vor 29 Jahren noch nicht regelmäßig Museen besucht haben. Die Zusammenstellung der kleinen Binder-Schau ist verdienstvoll; eine große Retrospektive bleibt aber dennoch ein Desiderat, vor allem da dem MAK nach dem Tod von Binders Witwe 1996 ein großer Teil des Nachlasses zufiel. Man darf sich darauf freuen.
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Wiener Grafik in New York. Joseph Binders grafisches Werk in den USA 1933-1972
09.10.2001 - 05.01.2002

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: