Werbung
,

It is a boys` world

Zur Buchpräsentation veranstaltete Alexandra Rainer ein Screening, in dem auf mehrere Ausschnitte aus Hollywood-Sciencefiction-Filmen unter anderem die Frage folgte, welches das beste Monster sei: der Brainbug aus "Starship Troopers", die Alien-Queen oder eine Kastrationsmaschine. Diese reine Geschmacksfrage wurde - für die Buchautorin vermutlich wenig überraschend - mehrheitlich zu Ungunsten des grässlichen, furchterregenden Brainbug beantwortet, der als monströse, Schleim absondernde Gebärmutter gebildet ist. Filme sind immer der Spiegel der bestehenden Gesellschaft. Faszinierenderweise gilt das verstärkt für Produkte der Populärkultur. In Sciencefiction-Filmen treten die jeweils herrschenden gesellschaftlichen Zustände deshalb so deutlich hervor, weil sie nicht das Thema sind. Worüber nicht eigentlich nachgedacht wird, das ist einfach da. Der rote Faden in "Monsterfrauen" läuft durch die Fernsehserie "Star Trek" und ihre Nachfolgerinnen "The Next Generation", "Deep Space Nine" und "Voyager". In minutiösen Analysen deckt Alexandra Rainer die patriarchalen Grundmuster auf, nach denen Sexismus in diesen beliebten Serien funktioniert. Doch auch Spielfilme wie die "Alien"-Reihe, "Starship Troopers", "Independence Day", "Lost in Space" oder "Matrix" werden auf die Darstellung des Weiblichen hin untersucht. Das Ergebnis ist niederschmetternd. In der von so vielen Fans geradezu kultisch verehrten "Star Trek"-Serie der Sechziger regiert ein frauenfeindliches Triumphirat. Frauen haben nichts zu reden und wenn es eine trotzdem tut, wird sie für ihre Hybris bestraft. In den späteren Serien bekommen Frauen wichtigere Rollen, deren gesellschaftspolitische Brisanz jedoch bald zurück genommen wird. Auf der anderen Seite wird das Weibliche zur Darstellung von Monstrosität übersteigert. Rainers auf Freud basierende psychologische Argumentation scheint für so viel Angst vor und Hass auf Frauen zu kurz zu greifen. Es muss schon mehr dahinter stecken als bloß Abwehr gegen die frühkindliche Erfahrung der Abhängigkeit von der Mutter. Interessanterweise ist es gerade die Muttersöhne en gros produzierende Hierarchie der traditionellen Kleinfamilie, die in Science Fiction-Filmen durch das Weibliche zunächst in Frage und am Schluss durch den Mann wieder hergestellt wird. Das System perpetuiert sich selbst. Alexandra Rainer Monsterfrauen Weiblichkeit im Hollywood-Sciencefictionfilm 283 S. , EUR 22,- ISBN 3-85132-346-7 Verlag Turia + Kant. Wien 2003
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: