Ursula Maria Probst,
Kunst & Krieg: Am Wendepunkt der Zeit
Wie schnell wissenschaftliche Theoreme vom Schrecken der Realität eingeholt werden, zeigte sich anläßlich des Symposiums \
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Kunst + Krieg - Strategien der Repräsentation\. Die von Bazon Brock konzipierte Forschungsgruppe \Kultur und Strategie\plante das Symposium Wochen bevor die Terroranschläge in New York und Washington einen weltpolitischen Kollaps auslösten. Klare Statements zum aktuellen Konflikt zwischen der USA und Afghanistan blieben jedoch aus. Die eigene Tradition, so Brock, kommt uns durch die jüngsten Ereignisse in Gestalt des gewalttätigen Anderen entgegen und konfrontiert uns mit der Rekonstruktion einer Geschichte, die sich der Strategie der Ausgrenzung bedient. In seiner Eröffnungsrede plädierte Bazon Brock für eine \Ästhetik des Unterlassens als Handlungsstrategie\. Der Ernstfall kann durch seinen simulierten Unterhaltungswert nicht mehr existentiell nachvollzogen werden. Die Macht des Terrors sieht Brock in der Gleichzeitigkeit seiner körperlichen und symbolischen Repräsentation. Boris Groys, der nach bürokratischen Querelen aus seiner Rektorsfunktion an der Akademie der bildenden Künste mit Ende November zurücktritt, setzte das terroristische Vokabular in den Kontext der Tradition der Moderne. Dabei hob er hervor, daß Begriffe wie Avantgarde und Strategie sowohl im Kriegs- als auch im Kunstkanon anzutreffen sind - man denke an den Pathos der schöpferischen Zerstörung. Groys zeichnete mit dem Bild vom Krieg einen ikonoklastischen Akt nach, der sich der Ästhetisierung von Gewalt bedient. Die Realität ist durch eine von Hollywood vorgezeichnete Bildtradition eingeholt worden. Norbert Bolz thematisierte, daß Gewalt zu einem Mittel wird, um die eigene Identität zu kommunizieren. \Ich zerstöre, also bin ich.\Schlagworte vom Feind und dem bösen Anderen liefern eine Lizenz zur Ethnologisierung politischer Prinzipien. Chantal Mouffe warnte vor diesem Diskurs, der sich in eine undifferenzierte Spaltung auf Gute und Böse hinausläuft. Den Ausweg aus der Gewalt proklamierte Norbert Bolz im wachsenden Interesse an einer kapitalistischen Integration. Boris Groys hingegen konterte, daß der Gewaltmechanismus ein Effekt des Wohlstandes und der Terrorismus eine Form des Kapitalismus ist. Ob die Ursache für den gegenwärtigen Terrorismus in einer militärgeschützten Konsumbesessenheit liegt, gilt es vermehrt zu hinterfragen. Weitere Konferenzen in Berlin, Bonn, Köln und Straßburg werden folgen.

Kunst & Krieg
06 - 07.10.2001
Akademie der bildenden Künste - Atelierhaus
1060 Wien, Lehargasse 8
http://www.akbild.ac.at
06 - 07.10.2001
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