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Far from Hell

Ein Film, in dem Sean Connery mitspielt, kann eigentlich nicht völlig schlecht sein. Dass Connerys überzeugende Britishness selbst dem größten Unfug widersteht, beweist das Leinwandspektakel "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen". Was an "Mit Schirm, Charme und Melone" oder den guten alten Hell Fire Club denken lässt - und damit seinerseits very british klingt -, ist in Wirklichkeit ein eher dümmlicher, wenn auch ganz lustig und spannend aufgemotzter Actionfilm für Bildungsbürger. Dabei stammt die Uridee vom Comic-Erfinder Alan Moore, der bereits für die gezeichnete Vorlage für den gelungenen Jack the Ripper-Film "From Hell" (2001) verantwortlich war. "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" spielt ebenfalls am Ende des 19. Jahrhunderts. Es stellt sich auch - zumindest anfangs - eine mit "From Hell" vergleichbare Gothic-Atmosphäre ein. Dieses gespannte Prickeln verflüchtigt sich leider bald und zurück bleibt ein ziemlich nichtssagender Plot, dem die Realisierung nichts hinzuzufügen hat. Sieben Helden - einer davon darf weiblich sein - treffen zusammen um die Welt zu retten. Das klingt wie 7 Samurai meet X-Men und so ähnlich kommt es auch daher, nur mit dem Unterschied, dass die sieben Persönlichkeiten der Phantastischen und der Abenteuer- und Science Fiction-Literatur des späten 19. Jahrhunderts entnommen sind. Es versammeln sich: Allan Quatermain, Afrika-Abenteurer von Henry Rider Haggards Gnaden, Kapitän Nemo aus Jules Vernes "20.000 Meilen unter dem Meer", die von Bram Stokers Dracula gebissene Mina Harker, H. G. Wells Unsichtbarer Mann, der unsterbliche Schönling Dorian Gray, Tom Sawyer und Dr. Jeckyll/Mr. Hyde. Den Bösewicht gibt ein achtes Schwergewicht aus der englischsprachigen Unterhaltungsliteratur, Professor Moriarty, bekannt aus Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes-Geschichten. Aus diesem Aufgebot von zerrissenen Charakteren hätte ein wirklich spannender Kommentar zum Beitrag der Literatur des 19. Jahrhunderts zur Entwicklung der modernen Subjektvorstellung werden können. Man hätte auch auf die Zusammenhänge zwischen Autoren wie Robert Louis Stevenson und der späteren Comic-Literatur verweisen können. Schade. Diese Chancen sind vertan. The League of Extraordinary Gentlemen, USA 2003, 110 min Regie: Stephen Norrington Mit Sean Connery, Peta Wilson, Tony Curran, Stuart Townsend, Shane West, David Hemmings u.a. Ab 2. Oktober im Kino
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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