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TEFAF 2019: Frischer Wind für die Tefaf

Die Tefaf bekennt sich zur Provinz und räumt auf. 40 Neuzugänge begrüßt die Messe unter den von 264 auf 279 angewachsenen Ausstellern. Hinter dieser Zahl verbirgt sich eine kleine Revolution. Denn die Differenz verweist auf netto 15 Abgänge, und kaum jemand verlässt die Königin der Kunstmessen freiwillig. Tatsächlich müssen sich Händler neuerdings jedes Jahr wieder um Zulassung bewerben. Diese Hürde hat vor allem eine Reihe regionaler Altmeisterhändler nicht überwinden können.

Zugelegt hat die Messe vor allem bei zeitgenössischer Kunst, die in Maastricht unter der Rubrik „Modern“ läuft. 14 Neuzugänge gibt es hier, darunter etwa Sprüth Magers (Berlin, New York, Los Angeles) oder Fergus McCaffrey (New York, Tokio). Diese Sparte war nicht nur deswegen immer das Sorgenkind der Messe, weil den Veranstaltern ein wenig die Expertise fehlt und weil die eigene Klientel nicht notwendigerweise zeitgenössische Kunst sammelt, sondern vor allem, weil die Niederländer hier nicht als Marktführer antreten, sondern sich gegen Platzhirsche wie Art Basel, Frieze oder Fiac behaupten müssen.

Gleichzeitig ist die Zahl der ernstzunehmenden Wettbewerber wie Frieze Masters, Masterpiece und Brafa auf dem eigenen Gebiet gestiegen. Patrick van Maris, 2016 von Sotheby's gekommener CEO der Tefaf, stellt sich dieser Herausforderung gerne: „Den Wettbewerb mit den neuen Messen finden ich gut. Wir müssen aber sehr genau schauen, was auf der Welt vorgeht. Die Tefaf hat jedoch immer ihren eigenen Kurs gefahren. Wir sindt vom Selbstverständnis her konservativ und wir denken daher sehr genau darüber nach, was wir tun oder lassen.“

Damit ist auch klar, dass die Modern-Abteilung vor allem besser aufgestellt werden soll, um dem Niveau der übrigen Sparten gerecht zu werden: „Wir wollen nicht noch zeitgenössischer werden. Wir wollen in allen Bereichen der 7000 Jahre, die wir abdecken, exzellent zu sein. Wir haben über die letzten Jahre immer auf einen Bereich genauer geschaut. Aktuell sind das eben die Zeitgenossen“, so van Maris.

Der Handel mit Kunst und Antiquitäten leidet nicht nur unter einem Geschmackswandel und schwindendem Wissen um Kunstgeschichte. Das größte Problem sei es mittlerweile, die Ware zu beschaffen, erklärt ein Händler aus der Art on Paper-Sektion. Dass jemand Verkaufsdruck habe, gebe es nicht mehr. Die Besitzer hochkarätiger Kunst seien alle wohlhabend und verkauften in der Regel, weil ein Objekt nicht mehr in die Sammlung passe. Außerdem habe sich das Geschäft mit dem Internet vollständig gewandelt. Man müsse seinen Kunden gegenüber völlig transparent sein, zumal viele Kunden einen kaufmännischen Hintergrund und entsprechendes wirtschaftliches Verständnis hätten.

Neue Kundenkreise muss man dort abholen, wo sie sind. Auf dem Weg in die Zukunft flüchtet sich der Londoner Landkarten-Experte Crouch in virtuelle Welten. Zu seiner zwölfteiligen Paris-Karte hat er eine VR-Software entwickeln lassen, die den Flug durch die Stadt mit Daten und Geschichten anreichert. 400.000 Euro kostet das Original, die Software und eine VR-Brille gibt’s als Draufgabe.

Auffällig ist der verstärkte Besuch aus Fernost. Der Anteil der chinesischen Sammler ist zahlenmäßig zwar gering, doch wer sich auf den langen Weg macht, wird wohl kaum nur mit dem Katalog im Gepäck zurückreisen. Damit scheint sich zu bestätigen, dass Chinas Sammler sich nach dem stürmischen Auf und Ab ihres Heimatmarktes und ihrer Begeisterung für die Zeitgenossen im letzten Jahrzehnt, jetzt auch stärker traditioneller westlicher Kunst zuwenden.

Die Tefaf möchte diesen Trend offensichtlich befördern und widmet ihren Art Market Report dem chinesischen Markt. Der Report kann ab Freitag, 15. März auf der Webseite der Tefaf heruntergeladen werden. Pikantes Detail am Rande: Clare McAndrew, die für Niederländer den Report bis 2016 erstellt hat, ist zur Konkurrenz nach Basel gewechselt, nutzt aber in diesem Jahr die Auktionspreisdaten von Artory, der Firma von Nanne Dekking, der zugleich Präsident der Messe ist. Seine Kollegen sollen not amused sein.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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TEFAF 2019
16 - 24.03.2019

MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre)
6229 Maastricht, MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre), Forum 100
Tel: +31 43 383 86 66 , Fax: +31 43 383 88 08
Email: info@tefaf.com
http://www.tefaf.com
Öffnungszeiten: täglich 11-19 h


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