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Glamorous Girl

Immer noch gibt es nur einen weiblichen Superstar des Pop und der heißt nach wie vor Madonna. Als postmodernes Kunstwerk generiert sich ihr Image aus der Summe ihrer Selbstdarstellungen. Bis vor kurzem hatte man den Eindruck, Madonnas Steuerung der Updates passierte mit sicherem Instinkt für den Erfolg. Doch die von ihr sofort nach Erscheinen wieder zurückgezogene erste Version des Videoclips zu ?American Life? ließ daran ernste Zweifel aufkommen. War Madonna mit ?American Life? daran gescheitert, eine neue Richtung ? die Provokation über die Themen Krieg und Gewalt ? nicht konsequent genug verfolgt zu haben, so kehrt sie für den neuesten Clip zu bewährten Rezepten zurück. Das Video zur Single ?Hollywood? ist verglichen mit früheren Zündeleien ein eher harmloses Spiel mit Bildern. Zu sehen ist (fast) ausschließlich Madonna in verschiedenen Kostümen, mit verschiedenen Frisuren und Haarfarben. Es geht um Träume von Ruhm, Schönheit und Luxus, die mit Hollywood assoziiert werden. Auf glamourös stilisierte Weise werden verschiedene Situationen gezeigt: ein Foto-Shooting, mondän-dekadentes Luxusleben mit französischem Dienstmädchen und lesbischen Anklängen und Wege zur Schönheit wie Ballett- und Tanztraining, Gymnastik, Massage und Botox-Injektionen. Zugleich ist Madonnas Auftritt verspielt und parodistisch. Madonna kalkuliert ihren Körpereinsatz um verschiedene Rollen zu übernehmen und auch eigene, frühere Rollen zu zitieren. In einer Szene besteigt eine blonde, im Stil der Dreißiger frisierte, in ein Korsett und lange schwarze Strümpfe gekleidete Madonna mit gespreizten Beinen rittlings einen drehbaren Fernseher und liebkost ihn mit ihrem Körper. Die über den Bildschirm laufenden schwarzweißen Bilder nehmen die Schlussszene vorweg und zeigen Madonna als junge, unglamouröse Frau auf einer Straße, die kein Taxi bekommt und zu Fuß davon geht. Diese Metapher des Scheiterns steht für die Wirklichkeit. Das Zeichen Hollywood wird durch sie zum schönen Schein relativiert, eine Metaebene aus Wunschträumen, eine Konstruktion wie das Zeichen Madonna selbst. Diese kulturtheoretischen Reflexionen sind ganz nett, wenn auch nicht neu. Madonna ist zurück. Ein bisschen jedenfalls.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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