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Anita Leisz - Kapsch Contemporary Art Prize 2019: Minimal ohne Minimal

Anita Leisz ist in in den 1990er Jahren bekannt geworden mit wandfüllenden, schwarz-weißen Comic-Tapeten, auf denen die Kunstfigur Den Rest seine auf den ersten Blick ach so cool erscheinenden Fiktionen auslebte. Der zweite Blick dann machte jedoch schnell deutlich: unter der coolen Oberfläche brodelte es... Die aktuelle künstlerische Arbeit der Wienerin scheint mit dieser Ästhetik rein gar nichts mehr zu tun zu haben, sind es jetzt doch vermeintlich formalistische, ja minimalistische Skulpturen, die Leisz in ihren Ausstellungen überaus präzise arrangiert. Doch auch hier lohnt sich der zweite Blick, der überraschende Parallelen zwischen der Ästhetik von Den Rest und der ihrer aktuellen Arbeiten aufzeigt: Hier wie da nutzt(e) Anita Leisz eine vorgegebene Ästhetik - Comic bzw. Minimal Art - um diese dann als Folie zu bespielen, auf der sich subtile Umschreibungen ereignen, die nicht zuletzt durch eine wohlkalkulierte psychologisierende Aufladung charakterisiert sind.

Heuer zeigt Anita Leisz als 4. Preisträgerin des Kapsch Contemporary Art Prize vier an der Wand hängende Stahlskulpturen im Wiener mumok. Eine der vier stellt eine aus drei Schichten zusammengefügte Kastenform vor, die anderen drei sind U-förmige Konstruktionen, die an in der Mitte durchgeschnittene Fenster oder Bilderrahmen erinnern. Aufgrund ihrer U-Form grenzen diese drei Skulpturen, zusammengesetzt nun aus zwei Schichten, aber nicht ein und aus, sie erweisen sich quasi als (oben) offene Formulierungen. Setzt man die U‘s aus diesen drei Wandobjekten jeweils zu einem Rechteck zusammen, dann ergeben sie die Flächen eine der drei Schichten besagter Kastenform. So treten die an die Minimal Art erinnernden Skulpturen ein in einen formalen Dialog miteinander. Alle vier Objekte sind aus weiß emaillierten Stahl, der Farbauftrag allerdings erweist sich eben nicht als präzise, als jeweils gleich, stattdessen treten hier – ganz im Sinne von: Irren ist menschlich - kleine Fehler und Ungenauigkeiten auf. Genau dadurch nun unterscheidet sich Leisz‘ Ästhetik spätestens auf dem dritten Blick von der Minimal Art, die bekanntlich durch ihre coole Perfektion charakterisiert ist. Diese Makellosigkeit zu hinterfragen macht den Reiz der Kunst der Wienerin aus. Da allerdings gleich von Zivilisationskritik zu sprechen, wie der „Beipackzettel“ zur Ausstellung nahelegt, schießt dann doch ein wenig über das Ziel hinaus.

Mehr Texte von Raimar Stange

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Anita Leisz - Kapsch Contemporary Art Prize 2019
18.10.2019 - 23.02.2020

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


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