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Vertigo - Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970: Manierismus und Selbsterfahrung

Bislang war die Op Art nicht wirklich gut beleumundet. Zu wenig konzeptionell, zu sehr auf Effekte hin ausgelegt, alles in allem schlicht zu platt. Dass es sich bei der Op Art mitnichten um eine oberflächliche Angelegenheit, sondern um eine vielschichtige Kunstform handelt, zeigt nun eine kurzweilige wie kluge Ausstellung im Wiener mumok.

Ziel der Schau war dabei weniger, die Geschichte der Op Art in einer Themenausstellung zusammen zufassen, als die These zu verfolgen, diese Bewegung der 1960er Jahre als Manierismus der Konkreten Kunst, gleichsam als Scharnier zwischen der klassischen Moderne und der Postmoderne zu verstehen. Im Fokus der Darstellung steht die körperliche Affizierung, der Körper als Erfahrungs- wie als Erkenntnismedium.

All die vibrierenden Muster, Überlagerungen, Verzerrungen, Spiralen, Moirés, Kipp-, Vexier- oder Flickereffekte vermögen nicht alleine visuell zu verwirren, die starken Reize, die von ihnen ausgehen, erfassen den gesamten Körper. Dass man die Op Art mit derlei Überlegungen aus der plakativen Ecke holt und in einen neuen Kontext befördert, verdankt sich dem Engagement der beiden Kurator*innen, die in ihrer Arbeit vorerst völlig unterschiedliche Ansätze verfolgten.

Eva Badura- Triska, spezialisiert auf Körperkunst und Perfomance, insbesondere den Wiener Aktionismus, näherte sich aus dieser Richtung der Thematik, indem sie der Rolle der Werke auf den Rezipienten als Auslöser starker sensitiver Erfahrungen und Erkenntnisse, bis hin zu Schmerzgrenze, nähere Betrachtung schenkte.

Der Künstler Markus Wörgötter, als Gastkurator hingegen, beschäftigte sich eingehend mit Affekttheorie, illusionistischen Praktiken sowie optischen Paradoxa, spannt hierbei den Bogen in den Barock und zeichnet für die Anregung verantwortlich, historische Werke als Vergleiche und Belege heranzuziehen.

Alles in allem ist aus dieser kongenialen Zusammenarbeit eine Ausstellung entstanden, die wohl die unterschiedlichsten Schichten an Ausstellungsbesuchern anzusprechen oder besser zu affizieren vermag.

Die begleitende Publikation untermauert nochmals die Thesen der beiden Kurator*innen und weitet das Thema, bearbeitet von Sergius Kodera, Clarissa N. Terranova und Eva-Maria Froizheim weiter aus. Letztere hat sich in ihrer kuratorischen Arbeit auf interdisziplinäre und transmediale Ausstellungen wie „[un]erwartet. Die Kunst des Zufalls“ im Kunstmuseum Stuttgart spezialisiert. Dort wir die Ausstellung auch als zweite Station zu sehen sein.

 

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Kunstmuseum Stuttgart: 23. November -19.April

Mehr Texte von Daniela Gregori

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Vertigo - Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970
25.05 - 20.10.2019

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


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