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Whats new, pussy cat?

Sex sells, immer und überall. Und ganz besonders dort, wo ein Produkt mit Jugend und einem aufregenden Lebensgefühl assoziiert werden soll. In Hip Hop-Videos sind Frauen fast ausnahmslos in der Rolle des Objekts zu sehen, selbst dann, wenn sie die Hauptpersonen sind. Es existiert offenbar eine Erwartungshaltung, dass eine attraktive Sängerin sich in ihren Videoclips zum Gegenstand der Begierden stilisieren lässt. Wenige Frauen im Musikgeschäft können dieser Versuchung widerstehen. Noch weniger verstehen es, diese Erwartungshaltung zu thematisieren. Die White Stripes sind keine Hip Hop-Band und folgen auch sonst nicht den visuellen Regeln dieses Genres. Meg und Jack White sind bekannt für ihre qualitätvollen Clips, für die bereits drei Mal Michel Gondry verantwortlich war. Ihr aktuelles Video wurde von der jungen Regisseurin Sofia Coppola gedreht, der Tochter von Francis Ford Coppola, die erst jüngst in Venedig mit ihrem neuen Film "Lost in Translation" begeisterte. In diesem Clip wird die "Sex sells"-Frage aufgegriffen und auf unerwartete Weise zur Diskussion gestellt. Das Video ist schwarzweiß, mit viel Schatten, und hat nur einen Gegenstand: Kate Moss. Im dunklen Sechzigerjahre-Bikini bewegt sie sich zur White Stripes-Coverversion des gleichnamigen Sechzigerjahre-Songs von Burt Bacharach, räkelt sich auf einer Art Hocker und an einer Striptease-Stange in Posen und Bewegungen, wie man sie aus Sechzigerjahre-Filmen kennt. Offensiv wird hier kaum bekleidetes weibliches Fleisch zur Verbildlichung von Musik vorgeführt. Diese scheinbare Plattheit wird sofort konterkariert: durch die kühle schwarzweiße Retro-Ästhetik, durch das ätherische Gesicht des Supermodels und dadurch, dass nicht Popo und Busen die Hauptdarsteller sind, sondern ein Appeal, der jenseits von Erotik angesiedelt ist. Und so wird der Spieß letztendlich umgedreht. Kate Moss stellvertretender Fast-Nackt-Auftritt an der Stange hat selbstredend den Zweck, einen Song zu verkaufen. Zugleich verrät er eine feine Ironie im Umgang mit einem der billigsten Klischees, die viel mehr ein Griff nach dem Kopf ist, als einer an den Schritt.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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