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Sturtevant: Differenz und Wiederholung

Das hat man alles schon einmal gesehen. Gleich wenn man reinkommt in die Galerie mezzanin die rosa Kühe, die von den gelben Wandtapeten glotzen, und die gigantischen Blumen in ebenso knalliger Aufmachung, ein Albdruck in Siebdruck; und ganz hinten oben im Büro die beiden Ziffernbilder, enkaustisch und änigmatisch. Das ist Andy Warhol, das ist Jasper Johns; und das ist Elaine Sturtevant, die Grande Dame einer Kunst des Immer-Schon-Dagewesenen. Nun hat sie, spät genug, ihre erste Einzelschau in Wien. Von 1965 an hat Sturtevant sich in der Manier von Differenz und Wiederholung geübt. Die Pop-Art-Probleme von Original und Originalität sowie der Gegensatz von individueller und maschineller Reproduktion standen auf dem Tapet und vor allem auch das sozusagen konzeptuelle Problem, die Grenzen der Cliquen, denen man angehörte, zu kontrollieren. "Wenn ich keine New Yorkerin gewesen wäre, hätte ich diese Art von Arbeit nie gemacht", hat sie im Rückblick einmal bekundet. Deswegen galten ihre Anverwandlungen vor allem Künstlern, die noch lebten. Und deswegen war der Fokus tatsächlich immer die Präsenz, sei es durch den Wohn-, sei es durch den Ausstellungsort, in New York. Seit gut zwanzig Jahren gilt Elaine Sturtevant, die mittlerweile in Paris lebt, als Galionsfigur der Appropriation Art, auch wenn ihr das Etikett bisweilen auf die Nerven geht. Gesprächsweise versuchte sie es für das, was sie tut, mit dem alternativen Wort "Implantierung". Ihre Arbeit besteht in der Tat darin, sich einer Wahrnehmung aufzuerlegen, einzupflanzen, unterzujubeln, nicht zuletzt um zu testen, was diese Wahrnehmung bereit ist zuzulassen. Es geht um die Aneignung von Rollen, doch stehen bei ihr entsprechend jene Zuschreibungen, Klischeebildungen und Attribute zur Disposition, die selbst erst mit der Moderne aktuell geworden waren. Der negative Elan der Moderne machte bevorzugt vor der eigenen, dann um so positiver bewerteten Leistung Halt. Sturtevant begegnet diesem längst selbst topisch, ja kanonisch gewordenen historischen Bestand in einem eigenen postmodernen Zugang. Und der ist seinerseits längst wieder topisch, ja kanonisch. So gehört Sturtevant zu den allergrößten Figuren der Gegenwartskunst.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Sturtevant
01.10 - 22.11.2003

Galerie mezzanin
1010 Wien, Getreidemarkt 14/Ecke Eschenbachgasse
Tel: +43 (0) 1 526 43 56, Fax: +43 (0) 1 526 91 87
Email: mezzanin@chello.at
http://www.mezzaningallery.com
Öffnungszeiten: geschlossen


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