Ursula Maria Probst,
Milica Tomic - Jugoslavia: Im Zeitalter des TerrorRealismus
Die Ausstellung "Jugoslavia" von Milica Tomic in der Galerie Charim hängt unmittelbar mit ihrer Teilnahme an der diesjährigen Biennale in Venedig zusammen. Als Zitat ihrer Blitzlichtinstallation an der Außenfassade des Nationalpavillons des ehemaligen Jugoslawiens, die sie als Vertreterin der Republik Serbien und Montenegro realisierte, wird zunächst eine Fotoserie präsentiert.
Was darauf zu sehen ist, gleicht der verblassenden Erinnerung an einen nicht mehr existierenden Staat, der sich als Schriftzug "JUGOSLAVIA" in die faschistische Architektur einschreibt. Im Blitzlichtgewitter wird der Pavillon dematerialisiert und der Schriftzug "Jugoslavia" ausgelöscht. Die physische Gewalt des Lichtes verläuft analog zur Gewalt, welche die Künstlerin dem Konzept des Nationalen und dem daraus resultierenden einer nationalen Identität zuschreibt.
Als nächsten Schritt des Projektes gießt Milica Tomic während einer Performance im Rahmen der Vernissage aus den negativen Zwischenräumen der Schriftkontur zwei Bleielemente als Kunstobjekte. Als "Ongoing Project" sollen diese Objekte rund um die Welt geschickt werden und so auf einer weiteren semiotischen Ebene die Aufsplitterung eines Nationalstaates signalisieren. Der heroischen Geste des phallisch konnotierten Feuerbrenners und der sozialistischen Rhetorik des Schwerarbeiters begegnet Milica Tomic durch Posen, die an die Ikonografie von Mariendarstellungen erinnern. In der Galerie läuft neben diesem Video noch ein weiteres, in dem Tomic ehemalige PartisanInnen über ihren Kampf gegen den Faschismus interviewt und die Gefahren des Entwurfs eines kollektiven Epos thematisiert.
Als TerrorRealismus bezeichnet Kendell Geers im Katalog jene künstlerischen Oppositionen, die keiner intellektuellen, sondern einer gelebten Position entspringen. Ihre traumatischen Erfahrungen der Kriegsjahre in Jugoslawien (1993-1999) und ihre nationale Identität als serbische Künstlerin verarbeitete Milica Tomic bereits in früheren Installationen. In ihrem antinationalistischen Konzept für Compiler//01, einem DVD Magazin, begibt sich Milica Tomic weiterhin auf die Suche nach unabhängigen politischen Denkräumen.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst
Milica Tomic - Jugoslavia
01 - 11.10.2003
Charim Galerie
1010 Wien, Dorotheergasse 12
Tel: +43 1 512 09 15, Fax: +43 1 512 09 15 50
Email: info@charimgalerie.at
http://www.charimgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-14h
01 - 11.10.2003
Charim Galerie
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