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Eduard Angeli: Die Lagune lebt

Wollen Sie Eric Rohmer vorwerfen, dass er keine Matrix-Filme gedreht hat? Ziehen Sie tatsächlich Robbie Williams Johnny Cash vor? Finden Sie, dass Fischer von Erlachs Hofstallungen erst durch die Einbauten aus dem Geiste des Quartiers 21 ganz zu sich gekommen sind? Nein? Gut, dann besuchen Sie in nächster Zeit das Obere Belvedere, lassen den ganzen Ballast aus Avanciertheit und "Etre de son temps" an der Garderobe und besehen sich die Venedig-Bilder von Eduard Angeli. Fragen Sie nicht, was Sie alles für die Kunst tun müssen, damit sie funktioniert. Fragen Sie lieber, was Ihnen die Bilder liefern. Wie die stillgestellten Realitäten, denen Sie ins Auge blicken, diesen speziellen Moment des sich nicht losreißen Könnens herstellen, diesen speziellen Thrill eines Gefühls des ins Bild Fallens, den Ihnen weder eine Prinzendorfer Schlachtszene noch ein schwarzes Quadrat geschweige denn eine lässig an die Wand gepappte Institutionenkritik gestatten. Es ist dieses Angebot, sich bannen zu lassen, die Eduard Angelis Bildern, vor allem jene Folge, die in den letzten Jahren am venezianischen Lido mit Blick über die Lagune zur Stadt hin entstanden ist, ihren Zauber gibt. Es ist nicht der tausendfach in die Gebetsmühle genommene Zauber der Stadt, es sind die Bilder. Vor allem das panoramatische Duo einer Tages- und einer Nachtszenerie mit ungeheuer viel Leinwand und einer ebenso prägnanten wie schmalen Horizontlinie, an der sich die ganzen Sensationen entlangziehen. Viel zu weit weg ist die Serenissima, dass einen ihr Trubel störte. Ganz nahe da ist sie, als Ort der Erinnerung. Irgendjemand hat diese Gleichzeitigkeit von Nähe und Ferne einmal "Aura" genannt. Doch das tut nichts zur Sache. Schauen Sie einfach auf die Bilder. Es gibt eine eigene piktorale Gattung der Veneziana. Die Brüder Bellini haben sie inauguriert, im 18. Jahrhundert wurden sie, mit Guardi und Canaletto, Mode, im 19. Jahrhundert hat vor allem Turner sie in die Moderne befördert und in eine solche Tradition darf man Angeli mit Fug stellen. Nicht nur weil er die Stadt Venedig malt. Sondern weil er sie auf aufregende Weise malt, mit dem ganzen Impetus und visuellen Elan, zu dem man Bilder anhalten kann. Vergessen Sie Venedig. Schauen Sie sich diese Tafeln an.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Eduard Angeli
10.09 - 23.11.2003

Belvedere
1030 Wien, Prinz-Eugen-Strasse 27
Tel: +43 1 795 57-0, Fax: +43 1 795 57-121
Email: info@belvedere.at
http://www.belvedere.at
Öffnungszeiten: Täglich 10 bis 18 Uhr


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