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Aussageverweigerung in Grau

„Grau. Es hat schlechthin keine Aussage, es löst weder Gefühle noch Assoziationen aus, es ist eigentlich weder sichtbar noch unsichtbar. Die Unscheinbarkeit macht es so geeignet zu vermitteln, zu veranschaulichen, und zwar in geradezu illusionistischer Weise gleich einem Foto. Und es ist wie keine andere Farbe geeignet, ,nichts‘ zu veranschaulichen“ schrieb Gerhard Richter 1975 an Edy de Wilde (1963 - 1985 Direktor des Stedelijk Museums in Amsterdam) (1). Gegen Ende der 1960er Jahre war das Grau die vorherrschende Farbe in Gerhard Richters Bildern. Eigentlich begann seine graue Phase, weil er nach eigener Aussage nicht wusste, was er malen sollte. Erst in der Auseinandersetzung mit dieser nicht-Farbe entdeckte Richter die vielfältigen Möglichkeiten der Nuancierung die ihm das Grau bot und dass sie sehr wohl eine malerische Aussage beinhalten konnte. In den folgenden Jahren entstanden eine Vielzahl an grauen Bildern, unter anderem auch acht Leinwände, die mit der Werknummer 340 bezeichnet sind.

Die Nummer 340/1 kommt nun in der Auktion "Zeitgenössische Kunst 2" am 20. Juni im Auktionshaus im Kinsky unter den Hammer. Mit 170.000 bis 250.000 Euro ist das Bild taxiert, was angesichts von Richters Rekordpreisen moderat erscheinen mag. Das Bild wurde übrigens schon vor zwanzig Jahren bei Grisebach in Berlin angeboten, wo es bei zwei Auktionen bei einer Taxe von bis zu 120.000 DM nicht verkauft werden konnte. Erst im Dritten Anlauf im Jahr 2000 klappte es und die Leinwand erreichte einen Preis von 36.800 DM.
Im Jahr 2015 wurde übrigens die Nummer 340/5 aus dieser Serie bei Christie`s Amsterdam um 157.500 Euro versteigert.

Auktionen zeitgenössischer Kunst im Kinsky:
Zeitgenössische Kunst 1: 20. Juni, 16:00 Uhr --> zum Katalog
Zeitgenössische Kunst 2: 20. Juni, 18:00 Uhr --> zum Katalog

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(1) Aus einem Brief an Edy de Wilde 23.2.1975
Gerhard Richter. Text 1961 bis 2007: Schriften, Interviews, Briefe
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2008, S 92

Mehr Texte von Werner Rodlauer

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