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Sex in the City: Eine Frauensache?

Es war schon immer ein Akt der Frauenfeindlichkeit, Frau mit Sex gleichzusetzen. Und je mehr Frauen sich gegen die Gleichung zu wehren versuchten, desto geschickter wurden die Vertreter des Patriarchats, diese Tatsache zu verschleiern. Der sicherste und - wie eine derzeit laufende Ausstellung der Kunsthalle wien deutlich macht - immer noch klaglos funktionierende Weg ist: Mann versichere sich der Komplizenschaft seiner Opfer. Das Machwerk im Project Space trägt unverkennbar die weich verschleierten Züge eines Machos. "Sex in the City" heißt es und spielt auf eine trendige US-Fernsehserie an, in der Sex auf eine recht harmlose und triviale Weise abgehandelt wird. Trivial wirkt aber auch die Zusammenschau von Arbeiten von vier Künstlerinnen aus drei Kontinenten und das, obwohl einerseits die Realität weiblicher und männlicher Körper mit und ohne Vereinigung derselben keinesfalls jugendfrei zur Schau gestellt wird, andererseits die gezeigten Arbeiten inhaltlich sehr treffsicher sind. Die Kanadierin Nadine Norman befasst sich mit der traditionellen Rolle der Frau als etwas Verfügbares. TANYs Videoprojekte behandeln das Tabuthema Sex in der japanischen Gesellschaft. Annie Sprinkle missioniert voll Ironie für einen freieren Umgang mit Sexualität. Elke Krystufek reflektiert den (männlichen) Voyeurismus und stellt ihrem nackten Körper Statements zu sozialpolitischen Themen gegenüber. Es ist der Kontext zu "Sex and the City", der die Intelligenz dieser Arbeiten marginalisiert. Was nach dem Ausstellungsbesuch zurückbleibt, ist der ziemlich schale Nachgeschmack, dass hier erneut nur der Voyeurismus bedient und das heiße Eisen Sexualität wie schon früher in der Geschichte wieder bloß zur Frauensache erklärt wird, anstatt es als gesellschaftspolitische Thematik ernsthaft zu behandeln. Offenbar hat nur Elke Krystufek darüber nachgedacht, wieso bei einem Thema, das doch beide Geschlechter gleichermaßen angeht, kein Mann vertreten ist. Doch das verwundert eigentlich nicht; denn wenn Frauen traditionell als Körper behandelt wurden, so haben sich Männer immer schon mit dem Kopf gleichgesetzt. Warum sich die Finger verbrennen, solange Mann die Puppen tanzen lassen kann?
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Sex in the City
05.09 - 26.10.2003

Kunsthalle Wien Karlsplatz
1040 Wien, Karlsplatz/Treitlstraße 2
Tel: +43 1 52189-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 11-19, Do 11-21 h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
sex in the city
jonathan quinn | 04.10.2003 04:08 | antworten
your critique is in my opinion justfied but you treat the exhibition as an isolated event. surely the issues addressed ought to be discussed in a context of the institution concerned and its programme. or is this not policy?

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