Manfred M. Lang,
Eine gute Einsicht ist immer noch besser als eine schlechte Aussicht
Das KHM (=Seipl) will und wahrscheinlich kann das Harrach nicht mehr bespielen, die Albertina (=Schröder) kann und wahrscheinlich will einige der neu gebauten Ausstellungsräume nicht mehr permanent bespielen.
Ist das nicht schön, wenn erfolgter Einsicht vernünftige Taten folgen?
Nur der dritte Partner im letztwöchigen Platzreduzierungsreigen trotzt uneinsichtig.
Unser liebes Künstlerhaus, welches ab Oktober ausstellungslos vor sich hinstehen wird. Nicht nur, dass der Präsident Nehrer der Meinung ist, das Künstlerhausgebäude könne man nicht aufgeben - es wäre das einzige, was der Verein besäße. Vielmehr glaubt der Herr Architekt lautstark verkünden zu müssen, dass das Künstlerhaus und sein Verein in Zukunft nur dann erfolgreich bestehen können, wenn die seligmachenden unterirdischen Räume großzügig ausgebaut werden würden.
Hier spricht also noch ein Repräsentant der Wiener Ausstellungsraumhypertrophie.
Es darf wohl gefragt werden, warum ein raumvergrößertes Künstlerhaus erfolgreicher sein sollte, als das raumexistente unerfolgreiche?
Vergrößert die Vergrößerung die künstlerische Qualität der Vereinsmitglieder?
Der Verein glaubte stets und glaubt uneinsichtig und eitel noch immer, dass es genügen müsste, im Künstlerhaus vorrangig Kunstwerke der eigenen Mitglieder zu präsentieren.
Dass dies in notwendiger Qualität bestenfalls mit der kleinen Künstlerhausgalerie funktioniert, wurde und wird nicht (ein)gesehen. Und dass dem Konkurrenten Sezession z.B. in den letzten 15 Jahren eine beispielhafte Imagekorrektur gelungen ist - das wiederum wurde eitel verschlafen.
Aber dass das Image des Künstlerhauses garantiert nicht besser wird, nur weil die dann leer stehenden Räume größer sind, ist auch klar.
Das Künstlerhaus wurde vorrangig stets beauftragt bespielt und nur dafür kostendeckend subventioniert. Von Bundesinstitutionen (die jetzt genug andere Räume haben), Landesinstitutionen (die ebenfalls genügend eigene kostenintensive Ausstellungsflächen haben) und mehr oder weniger privaten Mietern (die aktivere und cleverere Parnter in der Kulturszene gefunden haben).
Der Künstlerhausverein agierte seit jeher als stolzer Hausherr und nicht als der eher kleinwüchsige Concierge in einem schönen und schon bisher viel zu großen Haus.
Liebe Vereinsmitglieder, beruft eine Generalversammlung ein - seid mutig und selbstbewusst genug euch einzugestehen, dass ihr ein Haus, das ihr euch nur auf anderer Kosten leisten könnt, einfach nicht braucht. Das erspart euch und uns viele Sorgen und den Stadtvätern und -müttern eine mehr oder weniger verschämte Kindsweglegung.
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