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art Karlsruhe 2018: Viel Kunst, wenig Raum, gemischte Emotionen

Freilich, es ist noch immer ein viel zu viel, ein viel zu voll und ein viel zu chaotisch, das da über weite Teile in den vier Hallen der art Karlsruhe herrscht, da mögen auch die diesmal großzügiger bemessenen Skulpturenplätze und die jedes Jahr mehr werdenden Sonderausstellungen wie Preisvergaben nicht darüber hinweg täuschen. Freilich, die Auswahl an klassischer Moderne ist wieder beeindruckend, allen voran Ernst Ludwig Kichners „Sängerin am Piano aus dem Jahr 1930, die bei Henze & Ketterer (Riehen/Basel) für 3,9 Mio. Euro angeboten wird. Freilich gibt es auch in den Hallen mit zeitgenössischer Ware, wieder Kojen, die die durch Arrangement und Angebot überzeugen. Galerien wie van der Koelen (Mainz, Venedig), die Daniel Buren zu seinem 80. Geburtstag mit einer one-artist Koje würdigt oder gleich nebenan Meyer Riegger, die mit Miriam Cahn und Daniel Knorr, gleich zwei Vertreter der letztjährigen Documenta im Gepäck haben. In unmittelbarer Nähe hat sich auch der nach Angaben der Messe „Dienstälteste der Aussteller“ positioniert: Ernst Hilger, der seine Galerie 1971 gegründet hat. Zum dritten Mal ist Hilger nun in Karlsruhe dabei und bietet angenehm bemessen, jedem Künstler eine eigene Wand zugestehend einen Querschnitt von Pop Art (Erró, Mel Ramos) zu österreichischen Produktionen wie Gunter Damisch oder Alfred Hrdlicka.

Thomas Mark, von der artmark galerie (Wien) gab sich bereits bei der Eröffnung zufrieden und darf nach ersten Interessensbekundungen von Museumsvertretern hoffen, an die Erfolge des letzten Jahres anknüpfen zu können. Mit Arbeiten von Florentina Pakosta, Barbara Höller oder Josefine Rossmann setzt er diesmal überwiegend auf Frauenpower, männliche Kollegen finden einzig an der Außenwand der Koje eine Präsentationsfläche. Franz Riedl, dessen fragil wirkenden Papierreliefs mit seiner schwarz gehaltenen Installation im Eingang in einen buchstäblich spannungsreichen Dialog treten, hingegen ist die one-artist show gewidmet.

Ebenfalls bei der Eröffnung konnte in der Galerie von Braunbehrens (Stuttgart) Xenia Hausners „Latin Lover“ einen Liebhaber finden. Das Oval, letztes Jahr entstanden, war für 51.000 Euro ausgeschildert worden. Auch die Galerie Zimmermann Kratochwill setzt man bei der Gegenüberstellung von jüngeren und etablierteren österreichischen Positionen neben Bleistiftstilleben von Alfredo Barsuglia und den kräftigen Gesten von Franz Gabmayr und Hermann Nitsch auf das eben erst fertiggestellte „Girl on the Train“ von Hausner.

Galerie Gans (Wien) teilt ihren Raum in zwei Einzelpräsentationen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist zum einen Billi Thanner, den Karlsruher Publikum bereits seit Jahren bekannt, einer Vertreterin des „Inter-Aktionismus“ (Definition der Galerie), mit deren Installation „#metoo“ auch dieses Thema auf der Messe Einzug hält, zum anderen die sehr reduziert, konzeptuellen Arbeiten von Michael Kos, der Anfang der 1990er Jahre bei Peter Weibel studiert hat.

„Kunst.Raum.Emotion“ lautet das diesjährige Motto der Veranstaltung und Messekurator Ewald Karl Schrade lies bei seiner Eröffnungsrede keinen Zweifel aufkommen, dass es hier um nicht weniger als die höchsten der Gefühle geht. „Kunst kaufen macht glücklich“, so seine Weisheit an die zahlreichen Besucher. „…verkaufen womöglich ebenso“, wird sich so mancher gedacht haben.

Mehr Texte von Daniela Gregori

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art Karlsruhe 2018
22 - 25.02.2018

Messe Karlsruhe
76287 Rheinstetten/Karlsruhe, Messeallee 1
http://www.art-karlsruhe.de
Öffnungszeiten: 11-19 Uhr, Freitag 11-20 Uhr


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