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Rüstzeug für den Körperdiskurs

Künstlerische und theoretische Diskurse scheinen oft in Wellenbewegungen zu kommen und zu gehen. In einem Wellental ist momentan ganz offensichtlich die Diskussion um den (menschlichen) Körper. Grund genug, trotzdem eine Aufsatzsammlung zum Thema herauszugeben. Der Band "Future Bodies. Zur Visualisierung von Körpern in Science und Fiction" hat sich zur Aufgabe gemacht, eine Standortbestimmung mit besonderer Berücksichtigung der Schnittstellen zwischen Körper und Technologie vorzunehmen. Bei der Auswahl der Aufsätze haben sich die Herausgeberinnen auf eine Interdisziplinarität eingelassen, deren Ansätze von der Biologie über Philosophie und Kunstwissenschaft bis zur Soziologie reichen. Im Gegensatz zu anderen Sammelbänden, wo einzelne Texte oft wie Wurmfortsätze eines großen Ganzen wirken, ergänzen und erhellen sich diese im vorliegenden Buch wechselseitig; teils treten auch vereinzelt Widersprüche zum Vorschein: Wenn etwa Zoë Sofoulis in ihrer spannenden Untersuchung von Actor-Network-Theorien postuliert, dass eine Technik-Körper-Hybris schon immer da war, und wenige Seiten später Jane Goodall von einem Krisenkörper in einem Übergangsstadium spricht, versteckt sich dahinter ein grundsätzlicher Antagonismus zwischen Technikeuphorie und Kulturpessimismus, der die Debatte seit eh und je bestimmt. Einige rote Fäden ziehen sich durch die meisten Texte. Dazu gehört etwa das Eindringen in den Körper mithilfe avancierter Technologien - in Verbindung mit Visualisierungsstrategien von Vorgängen im Inneren des Körpers. So beschreibt etwa Claudia Reiche in ihrem Text über das "Visible Human Project" die Vorstellung von einem Tunnel als zentrales Moment dieser Exploration. Ebenso wird immer wieder der Topos der Unsterblichkeit, metaphorisch in genetischen Codes angelegt, zitiert, wie beispielsweise in Anna Munsters Aufsatz über die "Wiederkehr des schwindenden Körpers". Die Wiederkehr der Körperdiskurse in der Massivität des letzten Jahrzehnts bleibt abzuwarten. Mit der vorliegenden Publikation sollte man dafür ausreichend gerüstet sein. Angerer, M.-L. , Peters, K. , Sofoulis, Z. (Hrsg.: Future Bodies. Zur Visualisierung von Körpern in Science und Fiction, 2002. X, 327 Seiten. Zahlreiche Abbildungen. Format: 16,5 x 24,2 cm. Broschiert EUR 38,-; ISBN 3-211-83778-7
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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