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Den „einen“ Markt gibt es nicht mehr

Bereits 2008, damals noch Student, gründete Max Mayer seinen Projektraum „Mayerei“ in Karlsruhe. Seine Galerie in Düsseldorf eröffnete er im Jahr 2011 im Viertel rund um den Hauptbahnhof. Als junger Galerist setzt er trotz der neuen Medien darauf, authentische und lokale Bedeutungsräume für die Kunst zu schaffen.

artmagazine.cc: Max Mayer, Ihr Vater Hans Mayer war als junger Galerist Mitbegründer der Art Cologne. Damals wurde über den wirtschaftlichen Aspekt der Kunstvermittlung die Nase gerümpft, andererseits waren die Galeriegründungen zum Teil durchaus politische Akte. Wie hat sich die Situation in Ihrer Wahrnehmung geändert?

Max Mayer: In vielerlei Hinsicht habe ich das Gefühl, dass wir heute bewusster und genauer mit der möglichen Kommerzialität von Kunst umgehen können. Das Verhältnis beider steht ja in der Tradition von Forderungen Kunst=Leben; nur ist, so wie es im Moment noch scheint, das „Leben“ nicht getrennt von Wirtschaften zu denken.

Messen dominieren seit über einem Jahrzehnt die (mediale) Wahrnehmung der zeitgenössischen Kunst und das Geschäft mit ihr. Doch in jüngster Zeit scheint diese Aufmerksamkeitsökonomie ins Leere zu laufen. Wie geht eine junge Galerie, die in diese Situation hineingeboren wurde, damit um?

Diese ins Leere laufende AufmerksamkeitsÖkonomie sehen wir in allen anderen Bereichen ja auch, da sehe ich die Kunst gar nicht getrennt von einer allgemeinen Entwicklung.
Für uns sind die Berichterstattung von Messen und Auktionen mit ihrer Fokussierung auf den ökonomischen Aspekt von Kunst gar nicht das große Problem, vielmehr scheint es vielen gar nicht mehr klar zu sein, was sie von Kunst „wollen“ und welche Rolle diese doch häufig sehr spezielle Form von Kommunikation in ihrem Leben spielen soll.
In Kunst, wie auch in der Politik, stehen wir erst am Anfang eines Prozesses, in dem wir begreifen, wie stark sich die Idee von Öffentlichkeit verändert hat und wie wir damit umgehen, dass permanent mehrere Öffentlichkeiten gleichzeitig existieren.
Für eine kulturelle Praxis wie die der zeitgenössischen Kunst ist dies ein Phänomen, das sie im Kern verändern wird.

Köln in den 80er und 90er Jahren, Berlin in den 80er und Nuller Jahren waren gekennzeichnet von der Konkurrenz einiger dominanter Galerien. Aktuell zeichnet sich ein Generationswechsel ab. Geht damit auch ein anderer Umgang der Kollegen untereinander einher?

Diese Veränderungen der Öffentlichkeiten haben natürlich einen immensen Einfluss darauf, wie Galerien arbeiten. Dass es möglich ist, gemeinsame Projekte am Esstisch zu besprechen, ist heute eine große, geradezu exotische Qualität geworden.

Ist der zu beobachtende Trend zur Zusammenarbeit und alternativer Messeformate Folge einer Krise des Marktes?

Mir ist es wichtig, nicht von „einem“ Markt zu sprechen, den gibt es meiner Meinung nach nicht. Vielmehr sind es kommerzielle Felder, die oftmals extrem hermetisch nebeneinander existieren.
Eine Rückbesinnung auf mehr Kollaboration hat natürlich mit diesem Druck, vielmehr aber auch damit, wieder ein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Galeriebesuchen und das Wahrnehmen der Akteure vor Ort zu tun.

Sind die hergebrachten Strukturen von Kunstvermittlung und -vermarktung zukunftsfähig? Können junge Galerien in dem aktuellen System bestehen und ihrer Aufgabe nachkommen, indem sie es weiterentwickeln oder bedarf es einer grundsätzlichen Neuorientierung?

Ich denke, keiner weiß wie diese grundsätzliche Neuorientierung aussehen könnte, außerdem glaube ich nicht an den einen „Bruch“, der alles verändern wird.
Ich plädiere für ein wenig mehr Selbstbewusstsein: Es gibt immer noch viele Dinge, die nur die Kunst kann, etwa Kommunikation auf mehreren Ebenen bei gleichzeitiger Spezifität der physischen Form. Auch hat sich der Kunstmarkt relativ resistent gegenüber neuen Markt- Technologien gezeigt: Im Vergleich zur Musik sind wir relativ glimpflich davon gekommen.
Ich sehe in naher Zukunft eine Verantwortung für Galerien „authentisch“ (lokale) Bedeutungsräume für Kunst erst wieder zu schaffen.
Also weg davon, dass jede Arbeit das gleiche „ist“, überall auf der Welt.

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Foto: Galerie Max Mayer

Mehr Texte von Stefan Kobel

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