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Dan Perjovschi - Drawing Politics: You brex my heart

Eine Dan Perjovschi-Ausstellung sieht aus wie eine Dan Perjovschi-Ausstellung sieht aus wie eine Dan Perjovschi-Ausstellung – stimmt! Aber genau wie die fiktive Rose von Gertrude Stein gerade durch ihre redundante Wiederholung erst - wie Gertrude Stein einmal feststellte - wieder rot wurde, so gelingt es Dan Perjovschi mit seinen Zeichnungen, Collagen und Textarbeiten, die fast schon ewig wiederkehrende Fragestellungen wie z. B. Neoliberalismus, den Status „unserer“ Demokratie und „Rechtspopulismus“ wieder real in den kritischen Fokus zu nehmen, quasi „nicht locker zu lassen“. Anders als die bürgerlichen Medien, in denen der Nachrichtenfaktor „Neuigkeit“ dafür sorgt, dass Themen aus dem Blickfeld geraten obwohl sie noch virulent sind, stellt Dan Perjovschi diese Probleme in seiner Kunst immer wieder vor, sie werden wiederholt mit stets unterschiedlichen Nuancierungen – bis sie tatsächlich einmal überholt sein werden.

In der Ausstellung „Drawing Politics“ ist nun genau dieses ablesbar: In der 900 qm großen Ausstellungshalle des Kulturzentrums „Reinbeckhallen“, das in einem ehemaligen AEG-Transformatorenwerk im Osten Berlins residiert, hat Perjovschi auf einer Längswand seine Werkreihe „Chalk Reality“ gehängt. Auf 13 Tafeln (Joseph Beuys lässt grüßen) hat der rumänische Künstler in Kreide gezeichnete Statements u. a. zur ökonomischen Situation in Europa, zur Lage des Künstlers im 21. Jahrhundert und zu den Neuen Medien verfasst. Karikaturhafte Darstellungen und textliche Notationen sind da zu sehen, irgendwo zwischen George Grosz, Graffiti und konkreter Poesie sind diese Werke angesiedelt. An dieser Stelle nur ein bissiges Beispiel: „I will Mega Byte you“ ist da medienkritisch zu lesen.

Auf der Längswand gegenüber hat Perjovschi eine ortsspezifische Collage aus Zeitungsseiten, Postkarten und darauf und daneben aufgetragenen Zeichnungen und Texten platziert. Hier kommen u. a. Themen wie Merkels Deutschland und Rechtspopulismus, Syrien und die Flüchtlingen, die Krise der Linken sowie der Brexit zur Sprache. Der Künstler konstatiert zu letzterem lapidar: „Brexit you brex my heart“. Und zu den besagten Neuen Medien. „WWWall“

Ebenfalls zu sehen ist das Tagebuch, das Dan Perjovschi während der Aufbauzeit der Ausstellung in Berlin geführt hat. Auf diesen abgefilmten Seiten rücken Themen in den Mittelpunkt, die mit der gesellschaftlichen Situation der Spreemetropole in Zusammenhang stehen, also etwa das Problem der Obdachlosigkeit - „Roma is no Romance“ -, der Gentrifikation und der durch und durch kommerzialisierten, ach so internationalen Kunstszene vor Ort. Aber auch alltägliche Dinge wie das schlechte Berliner Wetter oder Sprachprobleme werden, zuweilen auch humoristisch, beleuchtet: „Sonnabend is not Sunday“.
...Klug und sehenswert, wie immer.

Mehr Texte von Raimar Stange

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Dan Perjovschi - Drawing Politics
20.10 - 10.12.2017

Reinbeckhallen
12459 Berlin, Reinbeckstraße 17
Tel: +49 30 2039 310
Email: kontakt@reinbeckhallen.de
http://www.reinbeckhallen.de


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