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Material Traces: Spuren der Verwandlung

Die Charim Galerie in der Wiener Dorotheergasse zeigt noch bis Anfang Februar, die Gruppenausstellung „Material Traces“ kuratiert von Felicitas Thun-Hohenstein.

Die Professorin für Kunst- und Kulturgeschichte in Wien wurde vor kurzem zur österreichischen Kuratorin für den österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig 2019 ernannt. Anhand der sehr umfangenreichen Themenausstellung bei Mirjam Charim gewinnt man einen guten Eindruck von den künstlerischen Fragestellungen Felicitas Thun-Hohensteins.
Die Abfolge der einzelnen Arbeiten entwickelt sich entlang des „Track Fokus“ des deutschen Künstlers Julian Göthe. Mit seinen verschnürten Raum-Betonungen bestimmt er die Ausstellung.

Im Wesentlichen befragt Thun-Hohenstein Materialien in ihren Eigenheit und Reaktion auf persönliche Interventionen oder Gestaltungen. Es geht um Arbeiten die mit der Hand gefertigt, gedruckt, aus dem Holz geschnitzt oder von der Sonne belichtet wurden. Neben diesen direkten Zugang fragt die Kuratorin auch nach Veränderungen von Materialbeschaffenheit im Wechsel von Gedanklichem zu Digitalem. Diesen komplizierten intellektuellen Umsetzungen werden zum Teil wuchtige von Hand gefertigte Keramiken von Lynda Benglis gegenüber gestellt.

Zwei Erzählstränge der Ausstellung seinen hier erläutert. Zum Einen ist es die Schnur, die Julian Göthe hier als Wanddekoration im mittleren Raum wie eine höfische Wandflucht anordnet. Dieser „Faden der Adriane“ zieht sich thematisch durch die Schau. Zu sehen sind dabei der Reisewebstuhl von Inge Wiener und zu hören ist das Stoßen und Stampfen von elektronischen Webstühlen. (Thomas Brinkmann).

Carola Dertnig zeigt das Video „..an exile...“, in dem sie mit einem roten Strickmantel bekleidet durch Tiflis geht. Der Mantel löst sich an Hand eines gezogenen Fadens langsam auf. Es ist das symbolische „Auflösen von Zugehörigkeit“, das sich im Exil wie ein Kleidungsstück aufzutrennen scheint. Diese 2014 entstandene Arbeit ist eine sehr poetische Darstellung des Verlusts von Idee und Materie.

Verwiesen sei auch auf den letzten Raum, der durch unterschiedlich färbige Neonröhren in ein milchiges Licht getaucht ist. Die mit Kupferspray golden gehaltenen Papiere von Constanze Schweiger, die an den unteren Fensterflächen angebracht sind, betonen das diffuse Licht des Raumes.

An der Wand sind erneut Göthes Schnüre zu sehen, die diesmal aber nur die Begrenzungen der Wand betonen. Sie erzeugen hier die Aura von minimalistischer Kunst und sind dabei weit von ihrem Empire Charakter im Vorraum entfernt. Weiters ist eine Art Tisch mit schemenhaften eingearbeiteten Papieren von Barbara Hainz zu sehen. Das missverständliche und nicht erkennbare von möglichen Briefen und Papieren setzt sich in einem transparenten Kästchen der Künstlerin fort. Das Mystische, Geheimnisvolle, Gegenaufklärerische erhält hier eine Stimme.

Ganz andere Fragen beschäftigen Dorit Margreiter. Die Künstlerin legte das Zaumzeug ihres Pferdes auf Papier in die Sonne. Durch die lange Belichtungszeit entstand eine Art Fotografie, ein „Light Drawing“, und stellt eine bewusste Befragung von natürlichen technischen Möglichkeiten dar.

Felicitas Thun-Hohenstein hat als Kuratorin die Frage nach Materialitäten in der zeitgenössischen Kunst vielfältig gestellt. Den Werken kommen dabei die gut inszenierten Räume der Charim Galerie sehr entgegen.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Material Traces
10.11.2017 - 03.02.2018

Charim Galerie
1010 Wien, Dorotheergasse 12
Tel: +43 1 512 09 15, Fax: +43 1 512 09 15 50
Email: info@charimgalerie.at
http://www.charimgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-14h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Lynda Benglis
unbekannt | 21.12.2017 02:25 | antworten
Lynda Benglis?? Kris Lemsalu http://www.krislemsalu.com

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