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Nachkriegsmoderne Schweiz: Milch und Honig, minimalistisch

Eigentlich wahr: Wie baute man zwischen der Zürcher Werkbundsiedlung und dem kometenhaften Aufstieg des neuen Minimalismus? Beim Rekapitulieren der Banken- und Industriearchitektur, wie man sie auf Schweiz-Reisen immer wieder sieht, bleibt nicht viel haften. Auch die Auswahl von Arbeiten der Büros Werner Frey, Franz Füeg, Jacques Schader und Jakob Zweifel bietet keinen Überblick über die Schweizer Szene der Nachkriegszeit. Sie stellt eine mehr oder weniger willkürliche Auswahl von vier befreundeten Architekten dar, die alle stark dem Spätwerk von Mies van der Rohe verpflichtet sind. Im kalvinistischen Schweizer Umfeld nicht verwunderlich. Die missing links zwischen Hannes Meyer und Diener & Diener also? Gab es keine Fans von Gio Ponti und Eero Saarinen? Hinterließen Oscar Niemeyer und Hans Scharoun keine Eindrücke zwischen Zürich und Fribourg? Die Beschränkung einerseits auf vier Büros, andererseits auf solche, die in der Tradition Mies\ arbeiten, bringt neben eleganten Glas-Beton-Kuben wie Freys Jugendheim Erika, Zweifels Schwesternheim des Zürcher Universitätsspitals oder Schaders brutalistischem eigenem Wohnhaus auch die Präsentation einer Reihe Bauten mit sich, deren Qualität nicht wirklich überzeugt. Erst recht nicht in den fotografischen Momentaufnahmen mit verwittertem Sichtbeton und graffiti-besprühten Wänden, die im Gegensatz zu den zeitgenössischen Fotos oft nicht einmal ansatzweise das ästhetische Potential der Bauten vermitteln. Das Highlight der Ausstellung ist zweifellos Füegs 1964-66 entstandene Kirche St. Pius in Luzern-Meggen, ein von Mies\ Chicagoer Bauten inspirierter filigraner Stahlgerüst-Kubus, der komplett mit von außen milchigweißem, von innen honigfarben schimmerndem transluzentem Marmor ausgefacht ist. Eine weitere Überraschung ist die Unterkirche: In ihrem Sichtbeton-Minimalismus könnte sie ebensogut von Tadao Ando oder Peter Zumthor stammen.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Nachkriegsmoderne Schweiz
17.10 - 14.12.2001

Architektur im Ringturm
1010 Wien, Vienna Insurance Group, Schottenring 1
Tel: +43 1 531 39-DW 1115 oder DW 1101
Email: philippe.batka@airt.at
http://www.airt.at
Öffnungszeiten: Mo - Fr 9 - 18 h


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