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Kooperation bei Regen

Ein zauberhafter niederrheinischer Spätsommertag mit weit geöffneten Himmelsschleusen und einem Farbenspiel zwischen Milch und Blei begrüßt am Freitag die Besucher des Düsseldorfer Teils von dc open, dem alljährlichen Galeriewochenende am Rhein.

Das Wetter spiegelt in etwa die Stimmung von Teilen der Szene. Das trübe Sentiment ist jedoch nicht der aktuellen Veranstaltung geschuldet, sondern dem Photo Weekend, um dessen Organisation ein erbitterter Streit zwischen Politikern, dem Leiter des NRW Forums und Galeristen entbrannt ist, der zum Teil in der Öffentlichkeit geführt wird. Wie es hinter den Kulissen aussieht, möchte man gar nicht wissen. Mittlerweile macht kaum noch einer der öffentlich Beteiligten eine gute Figur und es steht zu befürchten, das am Ende Düsseldorf als Kunststandort Schaden nimmt. Das ist um so grotesker, als die Summen, um die es geht (aktueller Zuschuss 70.000 Euro, geplant 140.000 Euro) vergleichsweise bescheiden sind.

Dabei zeigt gerade dc open, dass kooperative Formate in Eigenregie trotz aller szenetypischen Nickeligkeiten auch langfristig erfolgreich sein können. 17 Galerien bilden den nördlichen Teil im regulären Teil der Städtepartnerschaft mit insgesamt 41 Galerien.

Das Highlight bildet sicher die Galerie Konrad Fischer, die das weitläufig verwinkelte Haus zum 50-jährigen Bestehen in ein wahres Museum verwandelt hat, in dem die gesamte Bandbreite des Galerieprogramms präsentiert wird. Hier ließe sich mit einem Schlag eine Sammlung von Weltrang zusammenkaufen. Etwas bescheidener, doch immer noch hochkarätig und -preisig starten die anderen etablierten Kollegen in die Saison. Hans Mayer zeigt in der ersten Ausstellung nach dem Tod des 2013 gestorbenen Bildhauers Anthony Caro unter anderem vier raumgreifende Skulpturen, Beck & Eggeling präsentieren die Früchte einer dreijährigen Vorbereitung mit Manolo Valdés, dessen Beschäftigung mit Motiven der Kunstgeschichte eine Parallele findet in den großformatigen Portraits von Lara Teichmann bei Clara-Maria Sels. An ihrem Sitz in der Poststraße lädt sie zusammen mit anderen Kollegen des dortigen Galerienhauses, die nicht an dc open teilnehmen, wie der TZR Galerie, zum traditionellen Sommerfest.

Abgängig von dort ist Rupert Pfab, der seine neuen und größeren Räume mit Arbeiten von Bogomir Ecker aus den letzten 30 Jahren eröffnet. Der Stadtteil Flingern hat sich damit und der Eröffnung des Ausstellungsraums der Sammlung Philara endgültig zum Zentrum der zeitgenössischen Kunst in Düsseldorf entwickelt. Hier sind auch die drei Teilnehmer des Düsseldorfer Teils von Okey Dokey ansässig, einer Initiative junger Galerien, die ihre Räume an diesem wichtigsten Termin in der Region bewusst ausländischen Kollegen zur Verfügung stellen. Ihnen seien neue Impulse und internationale Vernetzung in diesem Moment wichtiger als der mögliche kurzfristige Umsatz erklärt Max Mayer, einer der Initiatoren. Die Jungen geben sich jedoch nicht als Renegaten, sondern docken an dc open an. So funktioniert Kooperation nicht nur über die Stadtgrenzen, sondern auch über die Generationen.

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DC Open, 8. Bis 10. September 12-18 h
Okey Dokey, bis 30. September

Mehr Texte von Stefan Kobel

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