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Art-O-Rama 2017: Luxusprobleme zum Saisonauftakt

Entspannter geht kaum. Exakt vier Männer tragen zur Eröffnung der Art-O-Rama in Marseille das Hemd in der Hose. Was will man auch machen bei 30 Grad im Schatten und einer homöpathischen Klimaanlage in der Halle im Kulturzentrum La Friche in der Cartonnerie. Mit dem letzten Augustwochenende bietet sich die kleine Messe mit 26 Galerien (im Vorjahr 20) als erste Veranstaltung der Saison strategisch günstig zum Ferienabschluss an.

Die lockere Atmosphäre lässt fast vergessen, dass es sich um eine Verkaufsveranstaltung für Kunst und nicht primär um eine Ausstellung handelt, obwohl die Arbeiten nach Messeende noch bis Mitte September zu sehen sind. Wesentlich trägt zu dem Eindruck auch die Standarchitektur bei, in der die Galerien ihre Projekte präsentieren. Bis zu 20 Meter Wandfläche kann jeder Teilnehmer nutzen, die Art und Weise spielt dabei keine Rolle.

Das Ergebnis sind völlig unterschiedliche Herangehensweisen. Den Vogel schießt dabei die Berliner Galerie Klemm's ab, die ihren Künstlerinnen Fiona Mackay und Émilie Pitoiset freie Hand gegeben hat, was diese schamlos ausgenutzt haben, um den Galerienamen in monumentalen Lettern als Hintergrund für ihre Werke, Skulpturen und Aquarelle, an die Wand zu malen. Das Künstlerduo estrid lutz emile mold hat für Neumeister Bar-Am, ebenfalls aus Berlin, einen Blechrahmen aus dem Trockenbaubedarf mit zehn Meter Länge errichtet, an dem auf jeder Seite ihre Werke hängen, gerenderte Vexierbilder von dystopischem Chaos - analoge gifs quasi. Eine weitere Berliner Galerie, Exile, hat ihre Wand ziehharmonikaartig gefaltet. Die Pariser Galerie Allen hat ihre Wand einfach auf den Boden gekippt und nutzt diese als sehr flachen Sockel für einen Gruppenschau mit Skulpturen von acht Künstlern. Zu den wenigen, die sich für eine klassische Kojenarchitektur entschieden haben, gehört ausgerechnet Joseph Tang (Soloshow Chloé Quenum), einer der prominentesten Teilmehmer der Alternativmesse Paris Internationale, die nomadisch bestehende Architekturen zwischennutzt und (mehr oder weniger) auf ortsspezifische Präsentationen setzt.

Das Konzept kommt an: Termin, Ort, Auswahl und Präsentation haben die kleine Veranstaltung zu einem Geheimtipp werden lassen - so sehr, dass die VIP-Betreuerin klagt, dass sie gar nicht wisse, wie sie die ganzen Pariser Museumskuratoren beim Eröffnungsdinner unterbringen solle, die sich kurzfristig angesagt haben. Solche Sorgen hätten andere Messen wahrscheinlich gerne.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art-O-Rama 2017
25 - 27.08.2017

La Cartonnerie
13003 Marseille, 41 rue Jobin
http://art-o-rama.fr


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