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Hallo, Frau Ressortleiterin!

Komisch. Nie hat’s irgendwen in der Politik gejuckt, was oder wie viel über Künstler publiziert wird. Doch in den vergangenen Wochen – am Sommerloch kann es nicht liegen, das existiert schlichtweg nicht mehr – scheint der Kulturjournalismus zum geheimen Kulturpolitik-Schwerpunkt, über Parteigrenzen hinweg, geworden zu sein. Sollte man sich darüber, überhaupt als Freiberuflerin, nicht freuen? Na ja.

Kulturminister Thomas Drozda kündigte unlängst neben einem üppig dotierten Staatspreis und Förderung für Kunstverlage Kunstkritik-Stipendien an: Sechs internationale Kolleginnen und Kollegen sollen für zehn Tage nach Wien kommen, auf dass ihnen „eine (sic) der pulsierensten (sic) Kulturzentren Europas und deren Akteure und die Produktionsbedingungen“ vorgestellt würden, wie es in einem Papier hieß. Die derart entstandenen Beiträge über die hiesige Kunst sollten „sowohl in heimischen Medien als auch in den Heimatmedien der Kunstkritikerinnen uns (sic) Kunstkritiker veröffentlicht werden.“ Hm. Welche „heimischen Medien“ wird man dafür wohl gewinnen? Fachmedien wie Parnass, Eikon, Camera Austria oder artmagazine.cc, die ohnehin bereits seit Jahren, Jahrzehnten darüber schreiben, was in Wien geschieht? Oder möchte man den ausgedünnten Kulturredaktionen der Tages- und Wochenpresse Gratisartikel liefern? Ungefähr so: Hallo, Frau Ressortleiterin, hier spricht das BKA, wir hätten da einen Text von einer isländischen Kunstkritikerin über die Wiener Kunstszene, möchten Sie ihn vielleicht abdrucken? Kostet Sie keinen Cent!

Auch Maria Großbauer, Opernball-Lady und neue Hoffnung der neuen Hoffnung, setzt sich für die Publizität der Kunst ein. Bei ihrer Pressekonferenz forderte sie „mehr Präsenz von österreichischen Künstlerinnen und Künstlern in der Medienlandschaft“. Künstler benötigten eine „bessere Plattform, auch in den Medien“. Eh, wer findet das nicht? Nur kann die Politik nicht steuern, worüber in welchem Ausmaß berichtet wird – glücklicherweise. Doch offenbar geht man genau von dieser Vorstellung aus.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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