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Kunst und Kfz

Unlängst in einer Jurysitzung. Man wühlt sich durch viel zu viele Einreichungen: junge Künstler, ältere Semester, mal mehr, mal weniger spannend, die meisten davon ernst zu nehmen. Dazwischen immer wieder Portfolios von Hobbykünstlern und –künstlerinnen. Die farbkräftige Malerei eines Arztes wird zunächst milde belächelt. Warum soll ein Mediziner nicht malen, schadet ja keinem. Doch im Laufe des Tages häufen sich die Bewerbungen selbsternannter Künstlerinnen und Künstler. Nebst einem Rechtsanwalt bewerben sich eine IT-Technikerin, eine Steuerberaterin, der Inhaber einer KfZ-Werkstatt um öffentliche Gelder. Mit der Zeit weicht das sachte Abwinken einem gewissen Groll. Denn: Wieso glauben Menschen, die ein schönes Hobby haben, dass die öffentliche Hand ebendieses fördern muss? Woher nehmen sich Menschen mit respektablen, nützlichen und teils auch bestens dotierten Berufen die Chuzpe, sich für etwas zu bewerben, von dem ihre Elaborate Lichtjahre entfernt sind? Offenbar herrscht ganz allgemein der Glaube, dass jeder, ohne Ausbildung und Ausübung, Kunst produzieren kann. Jede Bäckerin, jeder Friseur hat eine Gesellenprüfung zu absolvieren, um sich zu qualifizieren, ganz zu schweigen von den Jahre, teils Jahrzehnte währenden Studien, die jede Juristin und jeder Arzt zu absolvieren hat. Kein Künstler, keine Künstlerin dieser Erde käme auf die Idee, sich als Chefarzt oder Tischlerin zu bewerben, wenn er oder sie diese Profession nicht ausdrücklich erlernt hat. Vielleicht hat dieser naive Glaube auch damit zu tun, dass diverse Regional- und Grätzelveranstaltungen jeden, der einen Pinsel halten kann, zu „Tagen der offenen Ateliers“ oder „Art Walks“ einladen. Die dort präsentierten „Werke“ von teilweise erschütternder Nicht-Qualität werden dann von einzelnen ernstzunehmenden Positionen aufgewertet. Dahinter steckt freilich keine Böswilligkeit, sondern Unkenntnis. Nein, Leute: So einfach geht das nicht. Lasst die Kunst den Künstlern. Und beleidigt sie nicht mit euren Hobbygemälden, indem ihr glaubt, tatsächlich in Konkurrenz zu ihnen treten zu können.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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