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COUNTERPOINTS. Kunst im Park 2017: Kunst im romantischen Garten

Unter dem Titel „Kunst im Park“ ist in Grafenegg ein Parcours von zeitgenössischen Skulpturen im Schlosspark zu sehen. Die Arbeiten ergänzen das Konzept des englischen Gartens durch künstlerische Interventionen.

Ursprünglich umgab Schloss Grafenegg ein barocker Schaugarten mit abgezirkelten Wegen, Hecken und klar definierten Sichtachsen. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts kamen die englischen Landschaftsgärten auch am Kontinent in Mode und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auch der Grafenegger Park in einen verwandelt.

Englische Gärten bedeuteten geschwungene Wege durch frei wucherndes Grün. Der absolutistische Gartenstil der gestutzten Buchbäume und Hecken verschwand in der Schönheit wild wachsender seltener Pflanzen. Um 1823 erfolgte die Gestaltung des Parks als Aboretum, was die Sammlung von seltenen Bäumen aus aller Welt bezeichnet. Bis 1875, erstmals aufgezeichnet 1910, wurden 175 verschiedene Baumarten aufgelistet.

In dieses Kunstwerk von Park fügen sich nun die ausgestellten Skulpturen als weitere Schaustücke und Kunstwerke ein.

Auf einem der Wege befindet sich eine in S-Form geschlängelte Skulptur des österreichischen Bildhauers Werner Feiersinger, der mehrere Stäbe in einer Höhe von 2,85 m an eine doppelt geführte S-Form anlehnt. Die Arbeit ist weiß lackiert und sticht aus den sie umgebenden Bäumen heraus. Feiersingers Werk, das über eine gewisse Musikalität verfügt, ist von Mammutbäumen umgeben.

Von der freien Fläche die Feiersinger für sich in Anspruch nimmt träumt die walisische Künstlerin Bethan Huws offensichtlich nicht. Sie stellt drei in Bronze abgegossene Kleiderständer der Firma Thonet ins Gehölz und der Betrachter muss sich anstrengen die Arbeiten im Baum- und Blätterdickicht zu identifizieren. Die Polarität von Natur und Kunst ist hier ein Thema. (Landschaft-Kaffeehaus/Bistro) aber auch das absolut-setzen einer künstlerischen Behauptung wie von Marcel Duchamp – Flaschentrockner -, macht die künstlerische Qualität dieser in situ Arbeit aus.

Die slowenische Künstlerin Marjetica Potrc hingegen schuf eine besucherfreundliche benutzbare Skulptur. Am südlichen Ende des Garten entstand ein Trinkbrunnen, der Regenwasser mit Solarenergie reinigt und den Betrachter einlädt sich auf einer Holzbank niederzulassen und sich am Wasser zu laben. Derzeit sprudelt aber kein Wasser in mitten von Bohnenkraut und Blumen. Auf einer bronzenen Platte kann man lesen, dass das fließende Wasser hier nicht den Trinkwasservorschriften Österreichs von 2009 genügt, wohl aber denen der EU. Die Künstlerin hat immer wieder durch individuelle Interventionen die gesellschaftspolitische Kraft von Kunst im Alltag betont.

Ein weiteres Objekt ist der „Buchsdom Tower“ von 2007 des amerikanischen Künstlers Mark Dion. Dabei wird ein Ziegelturm, dem klassischen Turm eines Schachspiels ähnlich, von einer Buchbaumhecke umwuchert. Der vermeintliche Aussichtsturm wächst langsam zu. Eine Begehung ist nicht möglich. Der Witz den diese Arbeit ausstrahlt ist erhellend und tut dem Skulpturenpark gut. Dass Dion im Inneren ein Diorama, eine Art Guckkasten, mit verwesendem Reh zeigt ist nicht neu bei Dion und hier eigentlich nicht von Nöten.

Zuletzt sei noch auf „Tür und Tor“ von Manfred Pernice verwiesen. Die 2010 entstandene Skulptur nimmt auf das „Schwarze Tor“ von Schloss Grafenegg Bezug, durch das die zum Tode verurteilten bis zur Mitte des 19. Jahrhundert zur Hinrichtungsstätte gehen mussten. Es ist ein Betonobjekt, das in die Schlossmauer eingepasst wurde und ein Guckloch hat. Betonbänke laden zum Sitzen ein. In die Mauer ist auf Kacheln der Name „Karl Arndorfer“ eingelassen. Ob es sich dabei um den letzten Verurteilten handelt der durch dieses Tor schritt, lässt sich nicht feststellen.

Hat man in herbstlicher Kühle den Park umrundet, so hat sich Körper und Geist an den künstlerischen Interventionen und der Gartengestaltung dieses Parks erfrischt. Ein besseres Zeugnis kann man einer Initiative von Kunst im öffentlichen Raum nicht ausstellen.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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COUNTERPOINTS. Kunst im Park 2017
15.05 - 30.10.2017

Schlosspark Grafenegg
3485 Haitzendorf,
Tel: +43-2735-22 05 22
Email: kultur@grafenegg.at
http://www.grafenegg.at/


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