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Denkmal-Populismus

Es war eine zähe Angelegenheit: Jahrzehnte wurde gerungen um das Denkmal der Verfolgten der NS-Militärjustiz am Heldenplatz. Es hatte schon ewig gedauert, bis endlich die Deserteure rehabilitiert wurden – bis 2009! – und mit der Errichtung des Mahnmals zog es sich weitere fünf Jahre. Jene, die sich Hitlers Krieg, unter Einsatz ihres Lebens, widersetzt hatten, blieben viel zu lange nicht gewürdigt. Zwischen 1200 und 1400 Menschen, so schätzte der Historiker Ernst Manouschek, wurden Österreich damals ermordet. Finanziert wurde Olaf Nicolais durchdachte Skulptur am Ballhausplatz mit 200.000 Euro dann von der Stadt Wien. Nicht von der Republik, schon gar nicht vom Verteidigungsministerium. Olaf Nicolai, Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz, 2014, Foto: Iris Ranzinger / KÖR GmbH, 2014, © Bildrecht, Wien 2016 Dort denkt man sich lieber andere Denkmäler aus. Jetzt möchte Minister Hans Peter Doskozil den 52 bei Auslandseinsätzen während der 2. Republik verstorbenen Bundesheer-Angehörigen ein solches errichten. Projektiert sind dafür 240.000 Euro, intern ist allerdings schon von rund einer Million Euro die Rede. Abgesehen von der Verhältnismäßigkeit dieser Summen stellt sich auch eine andere Frage: Welche Form soll ein solches Denkmal annehmen? Gewünscht ist ja offenbar, dass es „militärischen Charakter“ besitzt, wie es in einem Papier hieß. Welche ernstzunehmenden Künstlerinnen oder Künstler, die Erfahrung mit Erinnerungskultur haben, will man da denn zum Wettbewerb laden? Etwa Jochen Gerz? Oder Rachel Whiteread? Ernst Logar? Die werden dankend ablehnen. Es gibt nicht gar so viele Beispiele für Heeres-Denkmäler jüngeren Datums. In Sydney strecken sich monumentalen Patronenhülsen gen Himmel (das Ding wirkt eher wie eine Selbstpersiflage), das Monument in Berlin dagegen bleibt – mit einer Art Halle, in der die Namen der Verstorbenen projiziert werden – recht nichtssagend. Tatsächlich steckt wohl vor allem eins hinter der Idee: Populismus. Norbert Hofer, der bald Oberbefehlshaber des österreichischen Bundesheers werden könnte, hat erfreut auf den Vorschlag reagiert. Das sagt schon einiges aus.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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