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Art & Antique Hofburg 2016: Unaufhaltsame Veränderung

„Früher gehörte es einfach dazu, sich einen Waldmüller als Statussymbol zu leisten. Das hat sich mittlerweile natürlich geändert“. Herbert Giese bringt damit die Veränderungen auf den Punkt, mit dem sich der klassische Kunsthandel heute konfrontiert sieht. Auf dem Messestand von Giese & Schweiger sind sie zwar noch zu finden, die Waldmüllers, aber gut die Hälfte der rund 120 Quadratmeter sind einem Zeitgenossen gewidmet: Oswald Oberhuber, dem damit seine bisher wohl größte Präsentation auf einer Kunstmesse zuteil wird, inklusive einem eigenen Katalog und Arbeiten aus dem Künstleratelier. Zeitgenössisches, bzw. zumindest Werke aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bestimmen ohnehin einen recht großen Anteil der Kunst- und Antiquitätenmesse, nicht nur bei der Galerie Ernst Hilger, die Werke des 2016 verstobenen Gunter Damisch und des internationalen Superstars Julian Schnabel präsentiert. Reinisch Contemporary aus Graz hat aktuelle Kleinformate von Herbert Brandl, gemalt in Chinesischer Tusche und mit hochglänzender Oberfläche an ihrem Stand. Werke von Hubert Scheibl finden sich sowohl bei der Galerie 422 aus Gmunden, als auch beim Kunsthandel Kohlhammer aus Wien. Auch der klassische Antiquitätenhändler Anton Figl hat mit dem 1925 geborenen Josef Winkler aktuelle Kunst im Programm, die er an seinem Stand unter anderem mit einer Heiligenfigur aus dem 15. Jahrhundert von Hans Klocker kombiniert. Aus dem Jahr 1960 stammt das zentrale Werk am Messestand bei Elisabeth und Klaus Thoman: Max Weilers 230 x 115 cm großes Gemälde „ALS“ aus der Serie von 29 Bildern mit dem Titel „Als alle Dinge...“, entstand im Jahr seiner Ausstellung im österreichischen Pavillon an der Biennale von Venedig und der Verleihung des Großen Österreichischen Staatspreises an Weiler. Etwa zeitgleich produziert wurde die legendäre „Artischockenleuchte“ von Poul Henningsen die die Kunsthändler Nikolaus und Florian Kolhammer gemeinsam mit vier Wandleuchten Henningsens präsentieren. Die Pendellampe wird von der Düsseldorfer Firma Louis Poulsen immer noch hergestellt und zeichnet sich durch ihr blendfreies, gleichmäßiges Licht aus. Etwas früher in der Kunstgeschichte sind die Arbeiten von Karl Hauk angesiedelt. Der Kunsthandel Widder widmet dem erst kürzlich wiederentdeckten Vertreter der Neuen Sachlichkeit eine kleine Sonderpräsentation. Hauk, der Ende der 1920er Jahre Mitglied des progressiven Hagenbundes wurde, konzentrierte sich in den 1930er Jahren vorwiegend auf christliche Symbolik und war sowohl im Ständestaat als auch während der Zeit des Nationalsozialismus weiter als Künstler aktiv, während der Hagenbund 1938 vom Regime aufgelöst wurde. Das größte Kunstwerk der Messe präsentieren Kolhammer & Mahringer mit der 1898 von Eduard Veith geschaffenen Allegorie auf sein eigenes Leben. 125 mal 595 Zentimeter misst das monumentale Werk, das sich in neuem Blattgoldrahmen präsentiert. Patrick Kovacs nimmt sich bei seiner Präsentation einer noch unterbewerteten Richtung der Wiener Werkstätte an: Der Keramik. Erst 1917 war es aufgrund der vielen im Kriegsdienst eingezogenen Künstler auch den Frauen möglich, in der Wiener Werkstätte zu produzieren. Figuren von Vally Wieselthier, Kitty Rix und Rosa Neuwirth hat Kovacs zusammengetragen und konnte am ersten Wochenende auch schon Verkäufe vermelden. Auch wenn die Qualität der gebotenen Kunstwerke in der Hofburg durchwegs hoch ist, wäre eine Internationalisierung der Messe wünschenswert, die auch dem Standort Wien nützen könnte, denn gerade einmal drei Aussteller kommen aus dem Ausland. Um ein internationales, kaufkräftiges Publikum anzuziehen, braucht Wien einfach mehr als das bekannte, lokale Angebot.
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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Art & Antique Hofburg 2016
05 - 13.11.2016

Art & Antique, Hofburg
1014 Wien, Hofburg / Heldenplatz
Tel: +43 (1) 587 12 93, Fax: +43 (1) 587 12 93 /DW 20
Email: office@mac-hoffmann.com
http://www.artantique-hofburg.at
Öffnungszeiten: 11 - 19 h


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