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Medienkunstpreis NRW geht an Beiruter Künstler Abu Hamdan

Manchmal kann politische Kunst auch wirklich etwas bewirken. Im Mai 2014 erschossen israelische Soldaten im besetzten Westjordanland (Palästina) die beiden Jugendlichen Nadeem Nawara und Mohamad Abu Daher. Die Menschenrechtsorganisation Defence for Children International trat an Forensic Architecture, eine am Goldsmiths College angesiedelte Einrichtung für erweiterte Architektur- und Medienforschung, heran. Diese untersuchte den Vorfall in Zusammenarbeit mit Abu Hamdan. Im Mittelpunkt stand eine audio-ballistische Analyse der Tonaufzeichnung der Schüsse, die klären sollte, ob die Soldaten Gummigeschosse abgefeuert hatten, wie sie aussagten, oder gesetzwidrig mit scharfer Munition auf die beiden unbewaffneten Jugendlichen geschossen hatten. Eine detaillierte Soundanalyse, bei der Abu Hamdan spezifische Methoden zur Visualisierung der akustischen Frequenzen einsetzte, bewies, dass die Soldaten scharfe Munition abgefeuert und darüber hinaus versucht hatten, die tödlichen Schüsse als Gummigeschossfeuer zu tarnen. Die Visualisierungen bildeten später das zentrale Beweisstück und wurden vom Nachrichtensender CNN und anderen internationalen Nachrichtenagenturen aufgegriffen, sodass Israel seine ursprüngliche Aussage, keine scharfe Munition verwendet zu haben, korrigieren musste. Aus den Materialien der Soundanalyse hat Abu Hamdan im Februar dieses Jahres eine Installation für den Portikus in Frankfurt geschaffen, in der er seine Visualisierungen mit Sound, Fotos und einem Video kombiniert und so weitergehende Fragestellungen zu Gewalt und den „politics of listening“, also dem aktiven Zuhören aufwirft. Für seine Arbeit wurde Abu Hamdan nun der mit 25.000 Euro dotierte Nam June Paik Award zugesprochen. Seine Installation „Earshot“ sowie Arbeiten der drei weiteren für den Award Nominierten KünstlerInnen Trisha Baga, Neïl Beloufa und Katja Novitskova sind noch bis zum 8. Jänner 2016 im Museum Folkwang, Essen zu sehen.

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