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Lawrence Weiner: Im Land der letzten Dinge

Der Satz „Smashed to Pieces. (In the Still of the Night)“ und seine deutsche Übersetzung „Zerschmettert in Stücke (Im Frieden der Nacht)“ ist in weißen Lettern seit 25 Jahren auf dem Flakturm des Esterhazy-Parks zu lesen. Es ist dies eine Dauerleihgabe des amerikanischen Konzeptkünstlers Lawrence Weiner und wurde 1991 im Rahmen der Wiener Festwochen installiert. PassantInnen können ihre eigenen Gedanken zu diesen Sätzen entwickeln. Ob es sich nun um den Wunsch handelt, den von den Nationalsozialisten errichteten Flakturm endgültig zu zerstören, oder ob es sich um Geräusche wie den Laut von zerberstenden Glasflaschen in der Nacht handelt, ist nebensächlich. Weiner setzt mit seiner Kunst eine subjektive Gedankenkette beim Betrachter in Gang. Dabei geht es ihm immer um die Beziehung der Dinge zu den Menschen. Dieses dialogische Sein ist auch in seinen jüngsten Arbeiten präsent, die derzeit bei Hubert Winter zu sehen sind. Der Hauptraum der Galerie, architektonisch leicht rhythmisiert, birgt entlang der Wandfläche drei diagonal ausgerichtete „Satzpaare“*. Setzt man sich mit der inhaltlichen Aussage dieser Sätze auseinander, so scheint Lawrence Weiner diesmal über eine Objekt-Mensch Beziehung hinaus zu gehen. Lawrence Weiner, heute 74 Jahre alt und Titan der Konzeptkunst, stellt hier mögliche endgültige Fragen an ein fiktives Gegenüber. Es sind Fragen an die Conditio Humana, nämlich ob man den Kern der Sache getroffen, diesen zerstört hat oder am „Schluss“ aufgespießt wird. Und es ist ein humorvolles Zwinkern, angesichts eines möglichen „Salzes“ in Leben und Werk. Weiners Kunst kann man getrost buchstäblich nehmen. Er selbst tritt bei einem Verkauf seiner Skulpturen soweit in den Hintergrund, dass er quasi nur die „Verantwortung“ für seine Arbeiten verkauft. Wie der Käufer dann seine Arbeit aufträgt mit Stempeldruck, Schablonen oder vor allem wo, obliegt dem Käufer. Das Momentum der Verantwortung für das künstlerische Werk übergibt damit der Künstler an den Käufer. Im letzten Raum der Galerie zeigt Weiner drei gerahmte Papierarbeiten mit farbigen Wörtern und Sätzen auf weißen Grund. Die Arbeiten scheinen in diesem kleinen White Cube förmlich zu schweben. Immer wieder kommt in den Bildern der Satz „Mind the Step“, einer Warnung ähnlich, vor. Das gleichzeitige Ziehen von Linien und Grenze wird repetitiv beschworen: „Seeking why the line was drawn“. Die Papierarbeiten tragen Titel wie „Where“ und „Why“ und sind 2016 entstanden. Sie sind eine flirrende, halbbewusste, individuelle Auseinandersetzung mit den letzten Dingen in der Welt. -- * Die Satzpaare: MADE DONE WITH A PINCH OF SALT ZUM ENDE HIN MIT EINER PRISE SALZ PEELED PAST THE CORE AM INNERSTEN KERN VORBEI GESCHÄLT SKEWERED WITH A SLIVER OF GOLD AUFGESPIESST MIT EINEM SPAN AUS GOLD
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Lawrence Weiner
09.09 - 15.10.2016

Galerie Hubert Winter
1070 Wien, Breite Gasse 17
Tel: +43 1 524 09 76, Fax: +43 1 524 09 76 9
Email: office@galeriewinter.at
http://www.galeriewinter.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa 11-14h


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