Werbung
,

The People’s Cinema: Wenn die Ananas zum Filmstar wird

Eine Frau, blond, mittleren Alters, gutaussehend, sitzt in einer Bar und pfeift. Plötzlich taucht eine andere, jüngere, auf, tut es ihr gleich. Sie verwickeln einander in ein Spiel aus Blickkonstellationen, einen dritte Figur tritt hinzu, es wird getanzt. Das Geschehen ist rätselhaft, wer begehrt wen? Am Ende steigt die Protagonistin eine Wendeltreppe hinauf, aufs Dach – Panoramablick auf die Stadt. Alles offen. Der Film von Jesper Just, ein verführerisches, perfekt gemachtes Werk, steht in der Ausstellung „The People’s Cinema“ im Salzburger Kunstverein für den Aspekt der „Ewigen Wiederkehr“. Kunstvereins-Leiter und Kurator Séamus Kealy gliederte seine Sommerausstellung in drei Kapitel („Ewige Wiederkehr“, „Objekt“, „Straße nach Damaskus“), kondensiert in drei Pavillons mit Filmausschnitten, die von zusätzlichen Kunstwerken ergänzt werden. Als Ausgangspunkt diente ihm die „Romantische Vorstellung“, eine „kollektive Phantasmagorie des Verlangens zu ermöglichen, die sich aus dem Gesamtapparat der bewegten Bilder herausschält und eine bleibende Form annimmt.“ Wo das Kino „und seine Verwandten normalerweise Objekte und die Welt abbilden, können auch Objekte aus einem Film hervorgehen“, schreibt er im Begleitheft. Erst nach und nach kommt man den Zusammenhängen auf die Spur. Etwa jenen zwischen dem Film von Tamara Henderson – in dem Ananas und Gläser zu Protagonisten werden – und dem benachbarten „Exhaust Branch“ von Laure Prouvost, ein Metallgestänge, das aus der Wand ragt und Rauch ausstößt – es scheint sich um Dinge zu handeln, die sich aus einem filmischen Kontext heraus selbstständig gemacht haben, ähnlich wie jene in dem Video von Shana Moulton: In ihren kreischbunten Arbeiten wachsen Dinge aus dem Computer heraus, verwandelt sich die Künstlerin in ein wackelndes, textilumhülltes hüpfendes Gebilde. Die Schau erschließt sich keineswegs auf den ersten, auch nicht auf den zweiten Blick. Man benötigt viel Zeit dafür. Sie lohnt sich.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

The People’s Cinema
23.07 - 11.09.2016

Salzburger Kunstverein
5020 Salzburg, Hellbrunnerstrasse 3
Tel: +43 (0) 662/84 22 94-0, Fax: +43 (0) 662/84 07 62
Email: office@salzburger-kunstverein.at
http://www.salzburger-kunstverein.at
Öffnungszeiten: Di-So 12-19h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: