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Prix Ars Electronica 2016

2016 gehen die Goldenen Nicas des Prix Ars Electronica an KünstlerInnen aus Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden, Österreich und Großbritannien. Die Goldene Nica in der Kategorie Computer Animation, Film, VFX geht heuer nach Frankreich: In seiner in Schwarz-Weiß gehaltenen Animation "Rhizome" kreiert Boris Labbé ein sich ständig veränderndes Universum von dynamischen Figuren. Letzte muten wie kleine grazile geometrische Skulpturen an, deren Gestalt und Struktur sich permanent verändern, die sich aneinanderreihen und dabei schier endlose Ketten bilden. Je mehr dieser Wesen auftauchen, desto größer wird auch der Abstand zum Betrachter, der schließlich in einen vermeintlich unendlichen Raum voller mikroskopisch kleiner Wesen blickt. Im Zentrum dieses Kosmos befindet sich ein Wirbelsturm, der alle Wesen ansaugt und in die Höhe zieht. RHIZOME - Bande Annonce from Boris Labbé on Vimeo. Auszeichnungen erhalten David Coquard Dassault (FR) für seine Animation "Peripheria" und das Musik-Video Cold Stares. Die Goldene Nica in der Kategorie Interactive Art geht an „Can you hear me?“ von Christoph Wachter & Mathias Jud (beide CH). Auf dem Dach der Akademie der Künste, genau zwischen den Horchposten der Amerikanischen und Britischen Botschaft, brachten Christoph Wachter & Mathias Jud improvisierte Antennen an und installierten ein unabhängiges Wifi-Kommunikations-Netzwerk, das über den Reichstag und das Kanzleramt bis zur Schweizer Botschaft reichte. Jeder und Jede konnte mittels einem eigenen Wifi-fähigem Gerät Teil des Netzwerks werden, chatten, Text-Nachrichten senden und File-Sharing betreiben. Auch die Angestellten der Botschaften und des Regierungszentrums wurden eingeladen, mitzumachen. Wer wollte, konnte zudem auf genau den Frequenzen, die von der amerikanischen NSA und dem britischen GCHQ abgehört wurden, Nachrichten an die Geheimdienste schicken. Anstelle des geheimen Abhörens entstand so eine kollektive Konversations-Sphäre, in der alle dieselben Rechte hatten. 33 Tage lang wurde dieses anonyme und unabhängige Netzwerk von tausenden Menschen genutzt und wurden mehr als 15.000 Nachrichten an NSA und GCHQ übermittelt. Es wurden sogar geheime Informationen einer parlamentarischen Untersuchungskommission über das Netzwerk übermittelt, die schließlich auf Wikileaks landeten. Mathias Jud installiert Antennen auf der Schweizer Botschaft in Berlin. © Christoph Wachter, Mathias Jud Auszeichnungen in dieser Kategorie gehen an das "OpenSurgery"-Projekt des Niederländers Frank Kolkman und an das Projekt "Parasitic Symbiotic" von Ann-Katrin Krenz (DE). In der Kategorie Digital Communities geht die Goldene Nica an die 2005 von Michel Bauwens initiierte P2P Foundation, die sich dem gesellschaftlichen Potential von Peer-to-Peer-Technologien widmet. Seit dem Launch 2006 hat die Community der „P2P Foundation“ mehr als 30.000 Einträge erstellt, die die Entwicklung und Geschichte der Peer-to-Peer-Bewegung dokumentieren. Einer der allerersten Artikel über die Kryptowährung Bitcoin wurde etwa auf der Website der „P2P Foundation“ veröffentlicht. Seit dem Launch im Jahr 2006 wurde die „P2P Foudation Wiki“ mehr als 27 Millionen Mal aufgerufen und ist damit jene Plattform, die weltweit das meiste Wissen über P2P bündelt. Auszeichnungen erhielten das Refugee Phrasebook, ein offenes Gemeinschaftsprojekt für Flüchtlinge, HelferInnen und Interessierte weltweit sowie der SAZAE bot, ein Programm das selbstständig auf Twitter agiert. Die Goldene Nica in der Kategorie u19 – CREATE YOUR WORLD geht 2016 nach Linz. Jonas Bodingbauer, 17 Jahre alt, entwickelte das Spiel „Die Entscheidung“. Zwei SpielerInnen treten dabei gegeneinander an: Eine Person widmet sich dem Leben eines an Krebs erkrankten Menschen, die andere Person kümmert sich um einen Tumor und sorgt mittels gesammelter Credits für dessen Wachstum. Erst im Verlauf des Spiels erfährt der Tumor-Spieler, dass der an Krebs erkrankte Patient gute Heilungschancen hätte, wenn sich die Krankheit – sprich der Tumor – nicht weiterentwickeln würde. Abhängig davon, wie sich der Tumor-Spieler nun entscheidet, überlebt der Patient – oder stirbt. Inspiriert vom berühmten Milgram-Experiment versteht Jonas Bodingbauer sein Spiel nicht zuletzt als Kritik an vielen Computerspielen, deren Ziel im Töten von virtuellen Personen oder der Vernichtung ganzer Staaten ist. Auszeichnungen gab es in dieser Kategorie für den gesellschaftskritischen Experimentalfilm "Blackout" von Jasmin Selen Heinz, Tanja Josic und Emily Poulter aus Wien, sowie den Film „Flucht“, ein mit Lego-Figuren und Stop-Motion-Technik erstellter Film des 13-jährigen Dimitri Teufl aus Salzburg. Im Rahmen des diesjährigen Prix Ars Electronica wurde erstmals auch der Spezialpreis „netidee“ vergeben. Mit dem Preis werden Arbeiten gewürdigt, die sich auf innovative Weise mit dem Internet der Zukunft auseinandersetzen oder das Internet als Impulsgeber zur regionalen Entwicklungen nutzen. „netidee“ ist eine Förderplattform der Internet Foundation Austria. 2016 geht der Preis an „kameleon“, ein Projekt der drei Wiener Schüler Ulrich Formann, Kilian Hanappi und Simon Wesp. Sie haben einen völlig autonom funktionierenden Webshop entwickelt, über den T-Shirts mit individuellem Aufdruck erworben werden können. Die Motive werden von einem lernfähigen Computerprogramm generiert und basieren auf Daten des aktuellen Tagesgeschehens. Nach dem Kauf eines T-Shirts wird ein neues Design erstellt, das vorherige hingegen ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr verfügbar. Dank des Generative Designs stellt jedes Kleidungsstück ein Unikat dar, das seine eigene Geschichte erzählt. Neben der Verwendung von nachhaltig produzierten Stoffen setzt die On-Demand-Produktion auch ein Zeichen gegen die im Überfluss produzierte Stangenware. Am 15. Juni 2016 wird der Webshop von Ulrich Formann, Kilian Hanappi und Simon Wesp gelauncht. Als Visionary Pioneer of Media Art wird heuer die profilierte Kunstkritikerin und Ausstellungsmacherin Jasia Reichardt ausgezeichnet. Ihr wegweisendes Werk und ihre zahlreichen Verdienste um die Medienkunst werden damit in Form einer Goldenen Nica gewürdigt. Untrennbar verbunden ist der Name Jasia Reichardt vor allem mit einer bahnbrechenden Ausstellung, die 1968 am Londoner Institute of Contemporary Arts und danach in der Corcoran Gallery of Art in Washington, D.C. sowie im Exploratorium in San Francisco gezeigt wurde. „Cybernetic Serendipity“ lautete der Titel dieser aufsehenerregenden Schau, die an Stelle von Menschen plötzlich Computer, Maschinen und Algorithmen als „Künstler“ in Szene setze. www.aec.at

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