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Art Cologne: Solides Betriebsjubiläum

50! Was alle anderen noch vor sich haben – und viele wohl nie erreichen werden – hat die Art Cologne vollbracht. Seit einem halben Jahrhundert prägt die Art Cologne den Kunstmarkt mit. Die Kunstszene des Rheinlands wäre ohne sie in dieser Fülle kaum denkbar. Selbst in Berlin sähe es heute anders aus - schließlich waren es rheinische Galeristen, die einst aus Protest gegen die Mutter aller Kunstmessen mit dem Art Forum Berlin den dortigen Markt nach der Wiedervereinigung in Schwung brachten. An Schwung hat es der Art Cologne bisweilen gemangelt, nicht selten aus hausgemachten Gründen. In diesem Jahr wollte man eine besonders große Sause feiern. Herausgekommen ist eine solide Betriebsfeier mit prominenten Gästen. Wenigen Abgängen wie Massimo de Carlo (Mailand) und Nicolai Wallner (Kopenhagen) stehen gewichtige Rückkejher und Erstteilnehmer wie Perrotin (Paris), Max Hetzler (Berlin/Paris), OMR (Mexiko Stadt) und Krinzinger (Wien) gegenüber. Die im letzten Jahr eingeführte relativ klare Gliederung über drei Geschosse mit Klassischer Moderne im Souterrain, Nachkriegskunst und etablierten Zeitgenossen in der Bel Etage sowie junger Kunst darüber macht die Orientierung hat sich bewährt. Im Untergeschoss liefen die Geschäfte wie gewohnt recht gut, auch wenn in Köln die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Immerhin waren Klaus Benden aus Köln am zweiten Tag die Ausgangszettel ausgegangen, mit denen die Mitnahmeware versehen werden muss. Prächtig verdient haben dürfte auch die Galerie Thomas, einziger verbliebener Erstteilnehmer, der ununterbrochen dabei war. 50 Jahre Messe und 53 Jahre Galeriegeschichte begingen die Münchener mit 233 Kleinformaten quer durch die Unternehmensgeschichte. Eines der wenigen Echten Highlights am Stand war ein kleines Aquarell von Franz Marc. Das "Grüne Pferd" war mit einem Preis von gut 3 Millionen allerdings kein Mitnahmeartikel. Doch auch für diese teureren Objekte gibt es in Köln traditionell ein Publikum. Man lässt sich halt nur etwas Zeit. Wolfgang Henze von Henze & Ketterer aus Wichtrach/Bern erzählt, im letzten Jahr habe er erst am letzten Tag Gemälde des Expressionismus für 8 Millionen Euro verkauft. Diese Dimensionen werden in Köln allerdings selten ereicht. Arbeiten der Zero-Künstler, die mittlerweile für diese Preisregion gut wären, sah man dieses Jahr praktisch gar nicht mehr, dafür sehr viele weniger bedeutende Werke. Die größte Halle mit internationalen Top-Galerien überzeugte mit einem soliden Angebot, das wenig Überraschungen bot. Eines der beliebtesten Fotomotive war eine großformatige Leinwand von Katharina Grosse bei Nächst St. Stephan aus Wien, die für 300.000 Euro private Interessenten fand. Ein zuverlässiger Kunde ist die Ankaufskomission des Bundes, die unter anderem eine große Arbeit von Clegg & Guttmann aus einem partizipatorischen Projekt im brandenburgischen Pritzwalk kaufte. Die obere Etage profitiert von den Collaborations, die schon letztes Jahr die Messe in der Messe NADA ersetzt hat. Hier teilen sich jeweils zwei junge Galerien einen Stand. So zeigten Proyectos Monclova aus Mexiko Stadt und Drei aus Köln unter anderem die gemeinsame Künstlerin Ann Virnich, während die inhaltliche Klammer von KOW und Kraupa-Tuscany Zeidler (beide Berlin) der Schwerpunkt Konzeptkunst war. Bruce Haines aus London überließ die Kuratirierung seines Standes mit rund 50 Einzelpositionen in Petersberger Hängung seinem Künstler Jan Pleitner, der in Düsseldorf den Projektraum Adler führt. Im regulären Programm des oberen Stockwerks machte sich jedoch eine gewisse Einförmigkeit breit, die der marktweiten Vorliebe für Post Internet-Kunst geschuldet ist. Nicht nur die Art Cologne feierte ein Jubiläum. Heinz Schnock hat 40 Jahre lang den Weg der Messe begleitet und verabschiedet sich jetzt. Jenseits des Rampenlichts hat er als Projektmanager - früher nannte man das treffender Hallenchef - die organisatorischen Fäden der Veranstaltung zusammengehalten und dafür auf sehr rheinische Weise oft den kurzen Dienstweg genommen. Nicht zuletzt ihm ist es zu verdanken, dass die Alte Tante Art Cologne auch in schwierigen Zeiten ihre sympathische Kölschness bewahren konnte.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Cologne
14 - 17.04.2016

Art Cologne
50679 Köln, Hallen 4 - 5, Messeplatz 1
Tel: +49-221 821 32 48
Email: artcologne@koelnmesse.de
http://www.artcologne.de
Öffnungszeiten: täglich 12 - 20 Uhr


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