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Jetzt haben sich alle, die, uninteressant wie sie sind, nicht dabei sein durften, über diejenigen, die spektakulär genug dafür waren, das Maul zerrissen. Wie früher bei den Boxkämpfen waren viele nachts Beobachter, als zur besten U.S.-amerikanischen Sendezeit die Oscars vergeben wurden. Natürlich, so hieß es anschließend, waren die Auftritte der Prämierten und derjenigen, die es werden wollten, erbärmlich, ihre Accessoires unansehnlich und die Kleider, die sie für Roben hielten, hingen ihnen wie Fetzen vom Leib. Zu diesem Anlass eine kleine Revue, wie sich derlei Präsentationen früher gestalteten. Kaiserin Theodora, Mosaik in San Vitale, Ravenna, um 540 (Ausschnitt) Sie war, bevor sie dem Kaiser Justinian den Kopf verdrehte, Tänzerin, ihr Vater ein Bärenführer. Nun prangt sie gleich in der Apsis, angetan mit Krone samt vielerlei Perlenschnüren und imperialem Purpur, und auch ein Nimbus, der sie nicht heilig aber sehr herausgehoben macht, prangt um sie herum. Sie war die Herrscherin, und das sieht man ihr und ihrer Entourage an. „Anekdota“ nannte der Hofschreiber Prokop die Kolportage-Geschichten, die er, natürlich im Verborgenen, von ihr erzählte. Damit ist ein Text-Genre geboren, das bei ihresgleichen bis heute nicht fehlen darf. Jean Fouquet, sog. Diptychon von Melun, um 1450 Auf dem rechten Teil einer zweiflügeligen Tafel zeigt sich eine Madonna mit Kind, vis-à-vis hat man sich den Auftraggeber namens Etienne Chevalier vorzustellen. Die himmlische Mutter ist, allem angelikalen Gefolge zm Trotz, sehr irdisch ausstaffiert, im Hermelinmantel, mit der damals modisch hohen Stirn, und die Brust, die sehr sichtbar und wenig stillbereit aus dem Dekolleté hervortritt, sieht gerade so aus, als hätte man ihrer Fasson ein wenig nachgeholfen. Die Anekdote will es, dass Jean Fouquet, der Hofmaler des französischen Königs Karl VII., dessen Geliebte dargestellt hat. Agnes Sorel gilt als erste Mätresse der Geschichte, Mätresse im Sinn von offiziell, gebilligt, ausgestattet für die Lüste und Launen eines Monarchen. Peter Paul Rubens, Marchesa Veronica Spinola, 1607 Die Arme. War es immer schon schwer, sich als Frau in den Kulissen, die eine offizielle Kleidung ausmachten, zu bewegen, so steckt die Markgräfin Veronica Spinola hier vollends im Käfig. Die Spanier haben diese Rüstungen verbindlich gemacht, als Bestandteil ihres Hofzeremoniells, und weil alle in Europa sein wollten wie die dortige Hocharistokratie, lief bzw. schlich man nun in allersteifstem Schwarzweiß durch die Empfänge. Allein der Spitzenkragen sieht aus wie alle Disteln dieser Welt. Rubens stellt eine Genueserin dar. Ihre Familie, die Spinola, ist wie die ganze Stadt ein Parvenü, der Künstler ist es auch, und so gibt sich die Präsentation, die eine Repräsentation sein will, noch viel rigoroser, unerbittlicher, triebverzichtender als das Unbehagen in der Kultur es ohnedies vorsieht. Francois Boucher, Madame Pompadour, 1756 1745 war Jeanne-Antoinette Poisson erste Mätresse des Königs und die Marquise von Pompadour geworden. Jetzt ist sie 35 und natürlich viel zu alt für seine Majestät. Ihrer Autorität tut das keinen Abbruch, und genauso lässt sie sich hier vorführen: in ihrem Boudoir und ganz bei sich - womit sie die kostbaren Stunden der Intimität verbringt, ist natürlich Lesen und, damit nicht genug, auch noch über das Gelesene Sinnieren. So entsteht weibliche Intellektualität, die französische Aufklärung hatte in der Pompadour die zentrale Schutzgottheit. „Deshabillé du matin“ nennt man die Unmenge an Stoff, die sie dabei umgibt, die morgendliche Unaufgeräumtheit ihres Gewandes, die aufwendig genug ist, um Francois Boucher, den Haupt- und Staatsaktionisten des Rokoko, zeigen zu lassen, was er kann. Johann Gottfried Schadow, Die Prinzessinnen Luise und Friederike von Preussen, 1797 Die linke von den beiden Schönheiten wird bald Königin sein. Das kann man gern glauben, denn sie ist genau so, wie kleine Mädchen sich das vorstellen, angetan mit Reiz und Grazie und Aufblühen. Das kann man kaum glauben, denn Schadow, der Hofbildhauer, zeigt sie und ihre Schwester mit einem nichts an Kleidung. Dieses vernachlässigbare Stück Etwas, das Negligé, war der Stoff der Revolution, und selbst die übrig gebliebenen Monarchen und, vor allem, Monarchinnen, mussten ihn sich umlegen, um auszudrücken, dass da nichts an ihnen ist als Lauterkeit und Liebe zum Volk. Luise war tatsächlich sehr nah am Volk. Und Schadow war sehr nah an ihrem Körper. Weniger zeigen die Stars und Sternchen heute auch nicht. Yinka Shonibare, Gallantry and Criminal Conversation, 2002 (Ausschnitt) Wie fast immer in der Kulturgeschichte hapert es in dieser Revue durch die Jahrhunderte an der Quote. Fragen nach Anteilsmäßigkeiten standen auch im Mittelpunkt der diesjährigen Oscar-Verleihung, und so soll dieses Defilee, bei der die Frauen als Objekte gegenüber denjenigen als Subjekte der Porträts extrem im Vordergrund standen, schließen mit einem Künstler nigerianischer Herkunft. Für die 2002er documenta ersann Yinka Shonibare eine Installation, die jede Menge Stoff mit jeder Menge Eindeutigkeit kurzschließt. Zu sehen ist nichts, aber sich vorzustellen ist alles, und so gibt es allerlei bunte Kleiderware, wie man sie mit Westafrika assoziiert, in allerlei Draperien aus dem 18. Jahrhundert für allerlei sexuelle Stellungen. Im Grunde ist das nichts anderes als was Hollywood immer schon wollte.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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