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Luiza Margan - notwithstanding: Kolossal gescheitert

Wenn ein als moderner Skulpturenpark geplanter Autobahnabschnitt erwartungsgemäß von der Gewalt des Faktischen überrollt wird, dann ist es umso wichtiger, dass es KünstlerInnen gibt, die diesem ein kritisches Denkmal setzen. Entlang einer wichtigen Stadtautobahn riesige Betonskulpturen zu errichten, kann als Versuch gelesen werden, dem zügellosen Kapitalismus einen Hauch von Utopie und Feinsinnigkeit entgegen zu setzen. In der nun gezeigten Videoarbeit der 1983 in Rijeka geborenen Luiza Margan klettert eine junge Frau auf jene symbolhaften Objekte, die 1968 unter dem Namen „Ruta de la Amistad“ (Weg der Freundschaft) im Rahmen der Olympischen Spiele in Mexico City errichtet wurden. Dass diese gewaltigen Skulpturen im Strassengewirr der mexikanischen Metropole beinahe unscheinbar und verloren wirken und daher an einen anderen Ort versetzt werden müssen, zeigt sehr schön, wie sehr gerade Kunst vom Kontext abhängig ist. In dem Video wird die Demontage einer gigantischen säulenhaften Plastik gezeigt, in die immer wieder kurze Sequenzen der sie erklimmenden Künstlerin geschnitten wurden. Dadurch entsteht der Eindruck, dass beides zur selben Zeit stattgefunden hat. Das Sichaneignen des Etablierten durch eine neue, junge Generation von Kulturschaffenden geht mit der Demontage und dem Wiederaufbau des Alten im musealen Kontext einher. Die Utopie eines von Kunst dominierten urbanen Raumes ist kolossal gescheitert und hat einer flexiblen, beweglichen und dokumentarischen Form der Kreativität Platz gemacht. Neben der Video-Installation sind im Raum lose verteilte kleine Betonquader und ein eigenwilliger, aber durchaus interessant gestalteter Paravent zu sehen. Ergänzt durch Fotos der oben erwähnten Objekte, bildet dies die logische Ergänzung zu der im wesentlichen dokumentarischen Arbeit. Hier wird dem Monument im öffentlichen Raum eine flexible, unaufgeregte und zeitlich begrenzte Installation entgegengesetzt.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Luiza Margan - notwithstanding
04.03 - 07.04.2016

Startgalerie im MUSA
1010 Wien, Felderstraße 6-8, neben dem Rathaus
Tel: +43 1 4000 8400, Fax: +43 1 4000-99-8400
Email: musa@musa.at
http://www.musa.at
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 11-18, Do 11-20, Sa 11-16 h


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