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art Karlsruhe: Mensch-Maier-Kunst

Nein, nicht schon wieder ein Dementi, dass sich die art Karlsruhe definitiv nicht in einem Atemzug mit den Messeveranstaltungen in Köln und Basel nennen lässt, wie das die Veranstalter unermüdlich insinuieren. Auch, dass die qualitative Schere zwischen der angebotenen Klassischen Moderne und den Zeitgenossen überwiegend allzu weit auseinanderklafft, wurde bereits in den letzten Jahren festgehalten. Ebenso wie die Tatsache, dass der deutsche Südwesten samt Einzugsgebiet aus der Schweiz und Frankreich im unteren bis mittleren Preissegment ein kauffreudiges Publikum unterhält. Es sind dies Menschen, die schlicht gerne ihr Heim verschönern, das ist auch alles ganz wunderbar, auch für die ausstellenden Händler und Galeristen. Entsprechend lautet das Messemotto diesmal „Mensch.Markt.Kunst.“ Trends will man mit der art Kalrlsruhe keine setzen, ließ die Geschäftsführerin der Messe Britta Wirtz im Vorfeld wissen, aber der Verdacht hat sich ohnedies noch nie wirklich aufgedrängt. Erfreuliche Trends allerdings setzten eine handvoll Galerien mit ihren Kojen und es sind neben den Anbietern der „Klassiker“ wie Henze& Ketterer (Wichtrach/Bern), Michael Werner (Trebbin) oder van der Koelen (Mainz/Venedig) die jüngeren und jüngsten Messezugänge, deren Auftritte durch Souveränität bestechen. Dass Internationalität nicht von weit herkommen muss zeigen Meyer Riegger (Karlsruhe/Berlin) und Brigitte March (Stuttgart). Meyer/Riegger, für gewöhnlich auf den drei Art-Basel-Messen, sowie auf der Frieze und der Fiac präsent, sorgen gleich mehrfach für lokale Anbindung. Ihr Programm steht mit Franz Ackermann, Daniel Roth oder Meuser, allesamt Professoren der hiesigen Akademie, sowie Absolventen wie Katinka Bock oder Björn Braun in einem Karlsruher Kontext. Brigitte March indes hat auch im vierzigsten Jahr ihrer Galerietätigkeit weder an Frische noch an Neugierde verloren. Neben Positionen von Lawrene Weiner, Ulrike Rosenbach oder Patrick Raynaud sorgt „All About Red“ (2014/15) des Südkoreaners Sang Yong Lee für Aufsehen. Jede der quadratischen Leinwände der umfassenden Installation steht hier für einen Rotton eines Werkes der Kunstgeschichte und wird höchst budgetschonend auch einzeln verkauft. Kräftig (grund-)farbig gibt sich die Messepremiere der zs art galerie (Wien). Vor und an den drei in blau, gelb und rot gestrichenen Außenwänden der Koje wird ein beeindruckendes Konvolut an Arbeiten von Roland Goeschl präsentiert, dessen Vorlass die Galerie verwaltet, womit auch einer der bedeutendsten Vertreter einer österreichischen Avantgarde im Badischen seinen Auftritt hat. Ebenfalls auf Österreichisches setzt Ernst Hilger, der mit Franz Grabmayr, Hans Staudacher, Gunter Damisch, Oliver Dorfer und anderen gleich mehrere Künstlergenerationen auf seinem Messestand miteinander in Beziehung setzt. In der gelinde gesagt schaurigen Halle ContemporaryArt 21 hebt sich Anna Jill Lüpertz (Berlin) mit einem Musterbeispiel an gekonnter Messepräsentation ab: Vier Künstler, verschiedene mediale Umsetzungen, reduzierte Farbpalette, mit angemessener Großzügigkeit inszeniert. In lässiger Diskrepanz zu den Motiven - fotografierten, grobkörnig gedruckten Details von Marmorskulpturen der kanonischen Kunstgeschichte- sind Arbeiten von Paola Sieverding schlicht an die Wand gepinnt und locken das Auge wie auch die leuchtenden Schriftinstallationen von Robert Montgomery von Weitem. Die Galeristin hatte bereits im letzten Jahr ihre Karlsruhe-Premiere und gehörte jetzt erstmals dem Messebeirat an. Von Herzen würde man ihr nun einen Standort in einer anderen Halle wünschen oder zumindest, dass sie die Kollegenschaft in der Halle zum Nachdenken über zukünftige Präsentationen inspiriert.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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art Karlsruhe
18 - 21.02.2016

Messe Karlsruhe
76287 Rheinstetten/Karlsruhe, Messeallee 1
http://www.art-karlsruhe.de
Öffnungszeiten: 11-19 Uhr, Freitag 11-20 Uhr


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