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Rosa Loy - Die andere Seite: Nachrichten von der anderen Seite

„Wir haben Bilder im Kopf. Seit 30.000 Jahren lebt der Mensch mit Bildern, und das ist für uns eine bestimmte Sprache“. Rosa Loy verwahrt sich dagegen, ihre Bilder, Malerei und Zeichnungen, selbst zu interpretieren. Vielmehr vertraut sie auf ein tief schlummerndes Wissen derjenigen, die sich darauf einlassen. „Ich kann mein eigenes Inneres, wenn ich ein Bild anschaue, aufblättern“, erzählte sie von dieser Einladung an jeden Betrachter in einem Interview, das 2011 aus Anlass einer Ausstellung im Essl Museum, bei der ihre Werke erstmals öffentlich in Dialog mit jenen ihres Mannes gezeigt wurden. Fünf Jahre später zeigt Rosa Loy erstmals mit „Die andere Seite“ ihre erste Einzelausstellung in Österreich, eine Auswahl an Werken des letzten Jahrzehnts, und man darf sich etwas verwundert fragen, wieso das eigentlich erst jetzt geschieht. Nun ist der Kunstraum Innsbruck nicht unbedingt der Ort, dessen Programm und Programmatik im Bereich der zeitgenössischen figurativen Malerei liegen würde, doch reicht eine für die Ausstellung eingezogene Wand um für jene ausgewählten Zeichnungen, gemalten Klein- und Mittelformate den perfekten Hortus Conclusus zu schaffen. Ein Blick rumdum über das sorgsam rhythmisierte Defilee der Bilder und schon fühlt man sich angezogen von jeder einzelnen der traumartigen Sequenzen und märchenhaften Szenerien mit durchwegs weiblichem Personal. Diese Frauen wirken nie selbstvergessen, in ihren klar definierten Bewegungen und Posen wirken sie in ihrem Tun nie lapidar. Es ist ein Schöpfen aus der eigenen Welt der Erinnerungen, wobei für die Künstlerin das Bild eine Überlagerung von verschiedenen Zeitebenen darstellt, eine Gleichzeitigkeit verschiedener Ereignisse an verschiedenen Orten in einem Bild miteinander verwoben. Die Bilder und deren Themen sind weder feministisch noch politisch motiviert und sind dennoch weit davon entfernt, süßlich zu wirken. Hier findet niemals Kampf statt, vielmehr ein gelebtes wie gemaltes Selbstverständnis, ein Vertrauen in die Natur und die fast mythische ewige Wiederkehr einer Bildsprache, auf die individuell zurückgegriffen werden kann. Ihr Leipziger Malerkollege und Ehemann Neo Rauch schreibt in einem der wohl adäquatesten Beiträge über Rosa Loy: „Natürlich bewegt sich die Malerin tief in der Symbolwelt, aber sie versagt es sich überwiegend, aus deren Beständen etwas zurechzuleimen, was nach Art des Seemannsgrabes als bündiges Bedeutungsbukett funktionieren könnte. Da wäre schon wieder zu viel inspirationsabtötender konzeptioneller Vorbau nötig und der Sinn geriete in Gefahr, unter der Bedeutung zu ersticken.“ Und vielleicht ist es jenseits des immer wohl abgestimmten Couleur der Bilder eben das, was diese vielschichtige Malerei ausmacht: sie ist vielsagend, ohne geschwätzig zu sein und erzählt, ohne etwas zu verraten.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Rosa Loy - Die andere Seite
09.02 - 26.03.2016

Kunstraum Innsbruck
6020 Innsbruck, Maria-Theresien Strasse 34
Tel: +43 512 58 4000, Fax: +43 512 58 4000-15
Email: office@kunstraum-innsbruck.at
http://www.kunstraum-innsbruck.at
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 13-18, Do 13-20, Sa 10-15 h
Feiertage geschlossen


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