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Verborgene Schätze der Sammlung: Gegen den Wurm der Zeit

Ordentlich der Wurm drin, war in Cecil van Haanens um 1875 gemalten venezianischen Hinterhof. Die Holzwürmer sind in der Zwischenzeit (hoffentlich) verschwunden, haben allerdings deutliche Spuren in dem in Öl auf Holz ausgeführten 65,5 x 61,5 großen Gemälde hinterlassen. In nicht ganz so beklagenswertem Zustand sind die weiteren 20 Werke van Haanens die sich in der Leopold Museum Privatstiftung befinden, eine Reinigung, Retouche oder Neuverglasung täte einigen von ihnen aber auch ganz gut; genauso wie der ungleich wertvolleren „Pietà“ (1926) von Albin Egger-Lienz, wenngleich die Schäden bei diesem Bild wesentlich geringer sind und vor allem die museumsgerechte Verglasung mehrere Tausend Euro kosten würde. Vielen Museen fehlen nicht nur die Mittel für Neuerwerbungen, sondern oft auch die nötigen Gelder, die in ihren Depots gelagerten Kunstwerke überhaupt dauerhaft erhalten zu können. Dazu kommt im Fall des Leopold Museums noch die Sammlerwut von Rudolf Leopold, der manchmal (wie im Fall Haanen) bereits beschädigte Werke günstig aus Nachlässen erworben hatte und seine Möglichkeiten der Lagerung so gar nicht den Standards eines Museums genügten. Daher haben Neo-Direktor Hans-Peter Wipplinger und Sammlungsleiter Franz Smola 180 Werke aus dem Depot geholt, um potentielle Sponsoren bzw. Paten für die nötigen Restaurierungsarbeiten zu gewinnen. Dabei geht es weniger darum, etwa die zur Neuverglasung und –rahmung von Richard Gerstls „Mathilde Schönberg im Garten“ veranschlagten 4.015,- Euro zu erhalten. Schon mit einer (steuerlich absetzbaren) Spende von 50,-, 100,- oder 150,- Euro kann man die Erhaltung einzelner Kunstwerke, Möbel, Skulpturen und Kunstgewerbeobjekte und ihre zukünftige Präsentation unterstützen. Die Restaurierung können übrigens ungeachtet des kunsthistorischen Wertes der Exponate ganz schön ins Geld gehen. Bei Egon Schieles „Entschwebung (»Die Blinden« II)“ erschienen 11.000,- Euro Restaurierungskosten wohl angemessen, während 9.740,- Euro für den eingangs erwähnten Hinterhof viel erscheinen mögen. Aber schon die Geschichte der Sammlung Leopold zeigt, dass der Wert der Kunst ein „Bruder der Zeit“ ist und dass ein Museum seinen Erhaltungsauftrag ungeachtet aktueller Preiszuschreibungen wahrzunehmen hat.
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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Verborgene Schätze der Sammlung
29.01 - 22.02.2016

Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h


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