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Werner Feiersinger: Vom Leben der Dinge

Bei Martin Janda startet das Ausstellungsjahr 2016 mit einer Werkschau des österreichischen Bildhauers Werner Feiersinger. Der demnächst 50-jährige Künstler zeigt Zeichnungen, Skulpturen und großformatige Fotografien, die seinen künstlerischen Kosmos und seine Formfindung bestimmten. Besonders bei den skizzenhaften Zeichnungen im Obergeschoss lassen sich immer wiederkehrende Formen finden, die später als Skulpturen realisiert werden. Dies lässt sich auch bei der Skulptur des „alten Mannes“, entstanden 1994, feststellen. Die Zeichnung mündete in eine Skulptur in der zwei Senkrechte verbunden mit einer Waagrechten sich gegeneinander abstützen. Die Suche nach skulpturalen Formen, nach einer bildhauerischen Sprache, nach Anregungen, die er manchmal auch in der Architektur findet, treibt Feiersinger nach Oberitalien oder in die Le Corbousier-Stadt Chandigarh nach Indien. 2011 und 2015 veröffentlichte er mit seinem Bruder Martin Feiersinger zwei Bücher zur italienischen Architektur von 1946 bis 1976*. Es sind dabei die Bauten der 70er-Jahre, in deren Gestaltung sich weltoffene Utopien zeigen, die Feiersinger besonders interessieren. So zeigt er eine Fotografie des Innenraums eines Haus in Fregene, Italien. Vertikale und Waagrechte werden durch Farbe, Glas und Sichtbeton betont. Es ist immer wieder ein bestimmter Formenkanon, den Feiersinger bewusst aufnimmt und der bis zur seiner skulpturalen Ausformung in ihm schlummert. Die Schau bei Martin Janda gibt nicht nur einen Einblick in die Produktion vornehmlich des letzten Jahres, sie zeigt auch die Korrespondenz der Fotografien mit den ausgestellten Skulpturen. Auch strukturiert der Künstler den Besucherstrom in einer sehr dominanten Art und Weise indem er zwischen den ersten beiden Räumen ein über zwei Meter hohes und mehr als ein Meter breites schwarz grundiertes Stahlgitter stellt. Der Durchgang zwischen den beiden Räumen wird dadurch zu einem Nadelöhr. Das Enge, das Durchquetschen, das Passieren kann bei vielen Besuchern unangenehm werden und erinnert an ganz andere gegenwärtige Zustände. Dass Feiersinger hier eine Art Gatekeeping schafft war nicht seine bevorzugte Idee. Diese Assoziation bringt die Gestaltung aber mit sich. Durch das Gestänge werden ungewohnte Durchblicke auf Fotoarbeiten und Skulpturen möglich. Die Werke erschließen sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Ein durchgehendes Thema in den Skulpturen von Werner Feiersinger ist, dass gedachte Versprechen oder herkömmliche Sehgewohnheiten oftmals enttäuscht werden. So ist im Erdgeschoß eine rostrote, schon fast bräunlich anmutende, stehende Skulptur zu sehen, die an eine Scheibtruhe (Schubkarre) oder eine Rückentrage erinnert. Die Last liegt jedoch in einem dreieckigen Segment am Boden und lässt sich nicht so einfach transportieren oder in luftige Höhe heben. Trotz dieser Schwere vermittelt die Arbeit eine gewisse Leichtigkeit. Die im Untergeschoß stehenden schwarzen „als ob Hocker“ sind gebogene Stahlarbeiten, bei denen die Sitzfläche fehlt. Das Naheliegende des Behaglichen und Bequemen wird hier nicht eingelöst. Ein sich Niederlassen ist vom Künstler unerwünscht. Werner Feiersinger macht es uns mit seinen Arbeiten nicht gerade leicht. Sie bergen aber eine ästhetische intellektuelle Qualität in sich, die für weite Strecken in der heimischen Bildhauerei ihresgleichen sucht. -- * Italomodern 1 & Italomodern 2 Architektur in Oberitalien 1946–1976 Park Books Herausgegeben von aut. architektur und tirol in Zusammenarbeit mit dem vai Vorarlberger Architektur Institut ISBN 978-3-906027-98-2 ISBN 978-3-906027-99-9
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Werner Feiersinger
22.01 - 27.02.2016

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


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