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Von der Verlässlichkeit

Rückblickend betrachtet, erweist sich die Zeit um die Jahrtausendwende eine echte Blüte der Wiener Kunstszene. Vor allem auf dem privaten Sektor: Generali und Bawag Foundation hatten sich über die Jahre hinweg zu wichtigen Playern entwickelt, und dann eröffneten weitere Ausstellungsinstitutionen – das Essl Museum, das Liechtenstein Museum und natürlich Francesca Habsburgs TBA21. Fünfzehn Jahre später: Generali und Bawag sind längst dahin. Die Sammlung Essl steckt in echten Schwierigkeiten und ist, nach dem Abverkauf wichtiger internationaler Bestände, ein Schatten ihrer selbst. Das Liechtenstein Museum wurde so gut wie geschlossen; nur alle zwei Wochen kann man es für eine Stunde zum Preis von 20 Euro im Rahmen einer Führung besichtigen. Und jetzt droht auch noch Francesca Habsburg mit dem Abzug ihrer Sammlung. Was selbstredend furchtbar schade wäre. Aber es ist eben das gute Recht einer Privatsammlerin, sich eines Tages in Wien doch nicht mehr so heimisch zu fühlen und einen Ortswechsel zu überlegen – auch wenn sie unentwegt von den Medien als große Mäzenin abgefeiert, von den Museen hofiert wird. Ebenso, wie Banken und Versicherungen ihre Sammlungen anderswo zeigen oder gleich ganz verkaufen dürfen. Und genauso wenig kann irgendjemand dem Fürsten verbieten, sein Museum wegen zu geringer Besucherzahlen wieder (fast) zu schließen, wenn ihm danach ist. Eines führt uns diese sukzessive Abwanderung und Ausdünnung der Wiener Institutionen allerdings eindringlich vor Augen: Privates Engagement ist großartig – aber kann sich eben leider auch als ziemlich unzuverlässig erweisen. Wer weiß schon, wie sich die Geschäftslage eines Konzerns in fernerer oder auch schon in näherer Zukunft entwickelt? Welche Bank wohin verkauft wird? Ob sich jemand als ausreichend geschätzt erachtet? Wann das nächste Privatmuseum zugesperrt wird? So sehr jede private Initiative gerade in Österreich bejubelt wird: Der wirklich verlässliche Partner für das Kunstpublikum bleiben letztlich die öffentlichen Häuser. Und die haben schon viele Widrigkeiten überlebt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Falsche Kulturpolitik in Wien
DerZyniker | 12.01.2016 07:52 | antworten
Wenn der Kulturstadtrat zu viel Angst hat durch anfangs radikal erscheinende Projekte international Zeichen zu setzen, weil er hofft durch wenig kritisches Auftreten zum Minister oder Ähnliches befördert zu werden, dann wird in so einer Stadt auch nichts aufkeimen.

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