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Bernhard Fuchs - Waldungen: Die Grenze der Welt – und dahinter

Fotografien aus dem Mühlviertel von Bernhard Fuchs im Lentos. Waldungen. So ist der Titel der zuletzt erschienen, fünften Publikation von Bernhard Fuchs, in der er eine Serie von 50 Fotografien aus seiner Herkunftsgegend vorstellt. Kindheitserrinnerungen, denen der in Düsseldorf lebende Künstler – geboren und aufgewachsen in Helfenberg (OÖ) – nach gut 40 Jahren noch einmal nachgespürt hat. Waldungen. Jene geschlossenen, oft langgezogenen Baumgruppen, in denen der einzelne Baum bereits im dichten, dunkelgrünen Gemenge untergegangen ist, diese kleinen Einheiten aber wie Inseln im Wiesenmeer auftauchen, es gliedern, strukturieren, begrenzen. Für die Kinderaugen in den 1970er Jahren offenbarte sich diese hügelige Gegend des nördlichen Mühlviertels mit seinen Wiesen und Wegen, Wäldchen und Wäldern so: „Damals war diese Landschaft mit ihren Wäldern am Horizont meines Elternhauses die Grenze meiner Welt und ich erinnere mich, wie erstaunt ich war, als sich hinter jeder Hügelkette und jedem Wald wieder Neues auftat.“ In den Jahren 2010 bis 2014 sichtete der wissendere Blick des Fotokünstlers Bernhard Fuchs – geschult an der nüchternen Klarheit von Bernd und Hilla Becher in Düsseldorf bzw. bei Tim Rautert in Leipzig – noch einmal die altbekannten Gegenden: Dobring, Piberschlag, Oberbrunnwald, Hinterweißenbach, Uttendorf, Hollerberg... Winter. Frühjahr. Frühsommer. Sommer. Spätsommer. Herbst. Winter... Es werden Aufnahmen wie Stillleben. Ruhige, klare Stillleben. Kein Summen, kein Pfeifen des Windes, kein Traktorengeräusch, keine Motorsäge, kein Moped, keine Stimmen vermutet man in diesen Ausschnitten, erfährt nur die stumme Präsenz der Pflanzenwelt. Warm getönte Sommer- und Herbstfarben, klar konturierendes oder weichzeichnendes Schwarz-Weiß bei Schnee- und Nebellandschaften. Auffallend oft die strenge Dreigliederung Vordergrund (Wiese) – Mittelgrund (Wald/ung) – Hintergrund (Himmel). Und als gäbe es nicht einen Horizont, sondern zwei: den irdischen, wo Wiese und Wald/ung sich scheiden und den sphärischen, wo die Baumwipfel an den Himmel grenzen. Erst nachdem das Buch durchkonzipiert und fertig gestellt ist, ist Bernhard Fuchs auch bereit, die einzelnen Aufnahmen zu präsentieren. Für die Ausstellung im Lentos wurden zuletzt 37 dieser Waldungs-Fotografien ausgewählt. Intim-kleinformatig, in Passepartout gerahmt, in locker gereihter Hängung, quasi zum Durchflanieren, aber auch zum Innehalten und Hineinschauen in den jeweiligen Landstrich. Das ist auch der Unterschied zum Buch, in dem jeweils ein Bild auf der rechten Seite zu sehen ist, nur ganz vereinzelt werden zwei Blickpunkte einander gegenübergestellt. Im Buch ist jede Gegend eine kleine Welt für sich und die nächste liegt dahinter – wie damals... -- Von Bernhard Fuchs sind seit 1994 fünf große Serien publiziert worden: „Porträts“, Menschen in ländlicher Umgebung (1994 –2001); „Autos“, abgestellt in Wald und Feld (1994 – 2004); „Straßen und Wege“ (2004 - 2007); „Höfe“ (2005 – 2010) und zuletzt „Waldungen“ (2010–2014). Seine Arbeiten wurden im Sprengel Museum und im Museum Folkwang u.a. gezeigt, in Österreich in Gruppenausstellungen in der Künstlervereinigung Maerz, im 21er Haus, im Fotohof und im Kunstforum Wien (Landschaften, 2015) bzw. in Einzelausstellungen in der Landesgalerie Linz (2005), der Kunsthalle Krems (2010), Gironcoli Museum (2011) und aktuell im Lentos Kunstmuseum Linz. Katalogbuch Waldungen (50 Abb., 104 Seiten) Verlag Koenig Books, London/Köln, 2014. In deutscher und englischer Sprache. Preis: € 49,50.
Mehr Texte von Aurelia Jurtschitsch

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Bernhard Fuchs - Waldungen
23.10.2015 - 31.01.2016

Lentos Kunstmuseum Linz
4020 Linz, Ernst-Koref-Promendade 1
Tel: +43 70 7070 36 00
Email: info@lentos.at
http://www.lentos.at
Öffnungszeiten: täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr


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