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Linus Riepler - Orte, Objekte, Geschichten: Fundstücke aus dem Fernwehland

Jeder Mensch kennt diese Momente, in denen man besonders intensiv zu leben scheint, in denen wir plötzlich für einige Augenblicke mit uns selbst zufrieden und mit der Welt im Reinen sind. Solche Momente scheint der 1984 in Oberösterreich geborene Künstler – auf ebenso witzige wie einprägsame Weise – festhalten zu wollen. Es sind Fundstücke, klassische „objets trouvés“, die in Schaukästen präsentiert teilweise Diaramen ähneln. Ergänzt werden sie um überdimensional ausgedruckte Zeichnungen und kleine Figuren, welche außen auf den Schaukästen angebracht wie Kommentare in einer nonverbalen Sprache wirken. So lässt uns der Künstler scheinbar an seinem Leben oder zumindest bestimmten Momenten daraus teilhaben. Da es sich um Treibgut zu handeln scheint und die genaue Fundstelle inklusive GPS-Koordinaten angegeben wird, verschwimmt hier die Grenze zwischen den romantischen Bildern von einsamen Stränden und ausgedehnten Spaziergängen und der wissenschaftlich präzisen Aufzeichnung. Entfalten doch gerade jene Plaketten, welche oben erwähnte „Metadaten“ eingraviert festhalten, eine besondere Poesie des Tatsächlichen. Ohne den Verweis auf diese nachprüfbaren Daten und die damit einhergehende Suggestion, dass es einen Zusammenhang des gezeigten Holzstückes mit einem bestimmten Erlebnis gibt, würde die ganze Präsentation ihre Magie verlieren. Wir würden anstatt von Meer und Sand zu träumen, vor beliebigen Fantasien eines Fremden stehen. Die klare Einfachheit der Koordinaten steht hier im scharfen Kontrast zu den teils verspielten, teils romantisierenden Szenen, welche die sonst sehr reduzierten Schaukästen umrahmen. Wegen dieser „augenzwinkernden Kommentare“ darf hier wohl ein gewisses Maß an Ironie und kritischer Distanz durchaus angenommen werden. Dies tut der Wirkung dieser Installationen allerdings keinen Abbruch, sondern fügt nur eine weitere Ebene der Betrachtung hinzu.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Linus Riepler - Orte, Objekte, Geschichten
09.10 - 05.11.2015

Startgalerie im MUSA
1010 Wien, Felderstraße 6-8, neben dem Rathaus
Tel: +43 1 4000 8400, Fax: +43 1 4000-99-8400
Email: musa@musa.at
http://www.musa.at
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 11-18, Do 11-20, Sa 11-16 h


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