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Politischer Populismus: Wozu?

Es wäre einmal ein schönes Experiment: Jemanden, der keinerlei Vorinformationen über eine Gruppenausstellung hat, diese besuchen zu lassen – und dann sie oder ihn raten lassen, worum es in dieser geht. Denn, vielleicht ist diese Ansicht altmodisch, irgendwie sollte sich das Thema einer solchen zumindest in Ansätzen von selbst erschließen. Den Gegenstand der aktuellen Ausstellung in der Kunsthalle Wien dürfte wohl kein noch so versierter Betrachter auch nur erahnen. Vielleicht geht es um Überwachung? Das könnte man angesichts von Simon Dennys Installation über die Bildpolitik der NSA – ein Aufguss seiner Biennale-Arbeit – oder angesichts von Trevor Paglens Videoarbeit, die US-amerikanische Überwachungseinrichtungen aufspürt, meinen. Oder, nein, eher doch um Migration? Das zumindest legt Erik van Lieshouts Videoinstallation nahe; ebenso Jun Yangs Installation, die sich um Identitätsfragen dreht. Auch Zensur scheint ein Thema zu sein: Goshka Macugas Ansammlung von diversen Schriftstücken und Zeitungsartikeln handelt von Kunst-Verboten und den daraus folgenden Auseinandersetzungen in Polen. Die Installation aus Bänken und Fotografien von Callas Henkel und Max Pitegoff hat mit Gegenöffentlichkeiten zu tun. Und Jumana Mannas Video beleuchtet, überaus instruktiv und sensibel, männliche palästinensische Identitäten. Die Kunsthalle tischt hier alles und nichts auf, behauptet aber, dass sie eine Ausstellung über den Populismus gemacht hat – nämlich mit „künstlerischen Reaktionen auf jeweils spezifische populistische Argumentationsmuster“. So steht es im Begleittext. Allein, genau davon ist eben kaum etwas zu sehen. Freilich lässt sich überall irgendeine (wenn auch noch so abwegige) Verbindung zwischen präsentierter Kunst und angeblicher Fragestellung basteln. Aber mit ein wenig Fantasie gelingt das bei fast allem, was derzeit so produziert wird. Eine derart diffuse, unpräzise, willkürliche Ansammlung von x-beliebigen Kunstwerken hat man selten gesehen. Bleibt bloß die Frage: Wozu das Ganze?
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Politischer Populismus
07.11.2015 - 07.02.2016

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


Ihre Meinung

8 Postings in diesem Forum
Mainstream
Flora Regmann | 27.11.2015 02:15 | antworten
Ich gebe Ihnen vollkommen recht; Schaffhausen ist sicher kein Kurator der Zusammenhänge ersichtlich machen könnte. Einfach nur Themen "anreissen" finde ich heutzutage zu wenig. Doch wenn ich das mit dem Programm eines 21er Hauses vergleiche wo sich traditionell der Formalismus der 30er Jahre trotz junger Künstler ein Stelldichein gibt ist die Kunsthalle noch immer voll am Puls der Zeit. Das MUMOK ist auch keine gesellschaftliche/künstlerische Speerspitze. Wien ist zwar momentan politscher Hotspot aber die wohlstandsverwöhnten Kuratoren und die zuarbeitenden Künstler spielen weiterhin Galerie.
bitteichweisswas | 27.11.2015 03:20 | antworten
bitteichweisswas | 27.11.2015 03:21 | antworten
zumindest aber
bitteichweisswas | 27.11.2015 03:18 | antworten
raumgreifend u abendfüllend ist diese Ausstellung allemal- gemessen an vergangenen momentanen kunsthalle-Ausstellungen. Ich weiss, das ist nur ein schwacher Trost- aber mal ganz ehrlich: welche Schau schafft es neuerdings schon, dem gewählten Postulat vollinhaltlich gerecht zu werden !!??
Anmerkung des Herausgebers
Werner Rodlauer | 29.11.2015 10:56 | antworten
Aus diesem Thread wurden zwei Kommentare gelöscht. Einmal einer, den wir aufgrund seiner Wortwahl so nicht stehen lassten konnten und zum anderen eine Antwort darauf, die ohne den vorangegangen Kommentar unverständlich gewesen wäre.
Sg. Herr Rodlauer,
keineAhnung | 30.11.2015 10:19 | antworten
irgendwie schon traurig, dass der Ton eines "blatteigenen" Redakteurs in einem Kommentar so schlimm ist, dass er gelöscht werden muss. Schöner hätte ich ja gefunden, wenn stattdessen eine würdigere Diskussion zustande gekommen wäre. Aber so etwas kann ich in meiner Anonymität, die ich für mich beanspruche, da ja von diesen Personen auch immer wieder über meine eigene Arbeit berichtet wird, nicht fordern. bg, k.A.
Mainstream 2
crisfor | 01.12.2015 10:22 | antworten
Danke für Ihre deutlichen Worte. Wenn man heute als „mainstreamiger Einzelner mit seiner stringenten Vorurteilsbehaftetheit“ (Zitat R. Metzger „Quote“) eine solche Meinung äußert, wird man im besten Fall an die Museumspädagogik verwiesen, man muss sich „führen“ lassen, vielleicht begreift man ja dann, wie`s gemeint ist. Das Geschäftsmodell Ausstellungsbetrieb mit seinen von KuratorInnen generierten schlagzeilenartigen Ausstellungstiteln sucht nicht nach KünstlerInnen, die in ihrer Arbeit vielleicht selbst eine Aussage machen, sondern fördert eine Kunst, die Schlagzeilen bebildert. Lange Texte sollen dann noch den Zusammenhang erklären. Ein „jemand, der keinerlei Vorinformation hat“ muss belehrt werden, dass es einen „jemand“ gäbe mit eigener Urteilskraft wird nicht angenommen. Ist also sicher altmodisch.
graffito
Ulrike | 31.01.2016 02:40 | antworten
am spannendsten fand ich doch das graffito, das sich einige wochen beim eingang der kunsthalle befand, und dann anscheinend zensiert wurde: "kunsthalle ignoriert mich, mumok auch, khm sowieso". Dürfte der/die selbe KünstlerIn angebracht haben wie schon bei Vienna Contemporary: "meyer kainer ignoriert mich, ropac sowieso, hilger auch".

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