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Liebe in Zeiten der Revolution - Künstlerpaare der russischen Avantgarde: Avantgarde im Paarlauf

Wie es aussieht, muss aufgrund einer geplanten Ausstellung in der Albertina wieder einmal nicht weniger als die Kunstgeschichte umgeschrieben werden: "Eine Schau, die vielleicht das Reden von der 'russischen Avantgarde' obsolet macht und durch die 'russischen Avantgarden' ersetzt“, geriet der Herr Direktor überzeugt von der Exuberanz, die um ihn geschieht, ins Sinnieren. Es wird selbst ihm nicht entgangen sein, dass er bei diesem Thema mit einer Ausstellung in Wien eben etwas hinterher galoppiert, da hilft es auch nichts, den Begriff im Plural zu lancieren. Im Bank Austria Kunstforum widmet man sich bereits seit Mitte Oktober der russischen Avantgarde, verspricht keine herausragende Meisterwerke, setzt auf Paarkonstellationen und schafft mit „Liebe in Zeiten der Revolution“ eine Ausstellung, die der Zeit und ihren Protagonisten gerecht wird und gerade deshalb überzeugt. „Das revolutionäre Russland, sowohl prä-wie postrevolutionär, ist das wohl herausragende Beispiel für zumindest annähernde, wenn nicht gar vollkommene Gleichberechtigung der Geschlechter“ wird im begleitenden Katalog zitiert, die Ausstellung belegt dies mit fünf Künstlerpaaren, deren Werk jeweils gegenübergestellt wird. Natalja Gontscharowa & Michail Larinonow, Warwara Stepanowa & Alexander Rotdschenko, Ljubow Popowa & Alexander Wesnin, Olga Rosanowa & Alexej Krutschonych, Valentina Kulagina & Gustav Klutsis sind die nun präsentierten Künstlerpaare, um die Zeit der Oktoberrevolution 1917 Gleichberechtigung in Kunst und Leben vollzogen. Die unterschiedlichsten Strömungen, die sich seit 1907 bildeten, mochten unter anderen unter den Begrifflichkeiten wie (Kubo-)Futurismus, Rayonismus und Suprematismus in die Kunstgeschichte eingegangen sein, und dass es mit ihnen vornehmlich die männlichen Vertreter waren, mag an der weiteren Entwicklung der Historie in Richtung Stalinismus liegen. Doch es ist es eben die Qualität der Ausstellung all die kleinen Verflechtungen von Kunst mit ihren angewandten Bereichen vorzuführen. Dies beginnt bei Motiven aus der Volks- und Sakralkunst bei Gontscharowa und manifestiert sich später bei der Gebrauchsgraphik, Modeentwürfen, Fotografien oder Collagen bei nahezu allen Beteiligten. Eben diese alltagstaugliche Breite ist es, die heute noch in ihrer Radikalität zu erstaunen weiß und nicht singuläre Einzelwerke. Ob nun die kürzlich erschienene Publikation der Frauen des Dada, die wissenschaftliche Aufarbeitung der weiblichen Protagonisten des Wiener Aktionismus oder die „Sturm-Weiber“ aus dem Galerieprogramm Herwarth Waldens, zur Zeit in der Frankfurter Schirn, allen Ortes ist man bestrebt, Künstlerinnen den Platz in der Kunstgeschichte angedeihen zu lassen, der ihnen zusteht. Im Kunstforum geschieht dies nun im künstlerischen Miteinander, Gegeneinander und Nebeneinander von ebenbürtigen Individuen, die Tisch, Bett und Ideale teilen. In dieser Selbstverständlichkeit der Herangehensweise wiederum nimmt das Kunstforum eine Vorreiterrolle ein.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Liebe in Zeiten der Revolution - Künstlerpaare der russischen Avantgarde
14.10.2015 - 31.01.2016

Bank Austria Kunstforum
1010 Wien, Freyung 8
Tel: +43 1 537 33 26, Fax:
Email: office@kunstforumwien.at
http://www.kunstforumwien.at
Öffnungszeiten: Mo-So 10.00-19.00 h
Fr 10.00 - 21.00 h


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