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Malen mit Vincent

Gehetzter Blick, fahriges Auftreten – und immer eine Haarsträhne wirr ins Gesicht hängend: So schauen sie aus, die jungen Künstlerinnen. Zumindest wenn man jenem „Tatort“ von 2013 glaubt, der unlängst (Sommer!) als Wiederholung ausgestrahlt wurde. Dessen Drehbuch kennt zwar den vergleichsweise exotischen Fachbegriff der „Finissage“ (eine solche gab der Künstlerin ein Alibi), mit anderen Termini tut es sich schwerer: Als nämlich der Kommissarin mitgeteilt wird, dass die Künstlerin eine „Galerie“ führe. Später entpuppte sich die sogenannte „Galerie“, man hat es schon geahnt, als Atelier. Doch das beeindruckte weder Lena Odenthal noch die diversen Mitverdächtigen: Konsequent verwechselten die Protagonisten den Ort, an dem die Kunst gehandelt wird, mit jenem, an dem sie produziert wird. Ebendort sah das Sonntagabend-Publikum dann allerlei abstrakte Steinskulpturen herumstehen – was Bildhauerinnen heutzutage eben so machen. Kein Wunder, dass es dem anderen Ermittler entfuhr: „Das kann ich doch auch!“ Wenn die Kunst im Fernsehkrimi auftaucht, ist für Heiterkeit stets gesorgt. Die Galeristin mit schwarzumrandeter Brille und häufig verächtlich verzogenem Mund. Der jugendliche und beziehungsunfähige Maler mit Drogen- oder wenigstens Alkoholproblemen, der genialisch Farbe auf die Leinwand werfen. Und natürlich, meine persönliche Lieblingsfigur, der ebenso eitle wie ahnungslose Kunstkritiker, der lieber seinen eigenen Reden lauscht als die Kunst betrachtet. Die unfreiwillige Komik des lustigen Kunstvölkchens ist grenzenlos. Ein echtes Kunstkrimi-Highlight war jene Folge der „Soko Donau“, die – mancher war darüber grob verstört – im Essl Museum gedreht wurde, mit Markus Hering in der Rolle des wahnsinnigen Museumskurators; getoppt jedoch von einem „Bullen von Tölz“ (Titel: „Malen mit Vincent“). Darin kommt es zu einem Streit zwischen dem titelgebenden Künstler – erfolglos, rauchend, stets sinnierend – und seinem Bruder (der erstaunlicherweise nicht Theo heißt), und Resi Berghammer kreischt: „Hoffentlich wird der oame Mensch net narrisch und schneid’t si a Ohrwaschl ab!“ Man sollte ihn nicht allein lassen. In seiner Galerie.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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