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Art Basel Satelliten: Wenig gute Alternativen

Der galeristische Mittelstand ist in Basel ebenso abgehängt wie die ganz junge Kunst. Die Liste hat ihre Pfründe verteilt und die einstmals so reiche Landschaft der Nebenmessen ist zum Deko-Handel verkommen. Einzig die Volta bietet noch eine Alternative sowohl für junge wie für etabliertere Galerien. Bei ihr stehen Größe und Qualität in ausgewogenem Verhältnis. In ihrer zweiten Ausgabe nach dem Umzug an den alten (renovierten) Standort in die Markthalle am Baseler Hauptbahnhof scheint die Messe wieder auf einem guten Weg zu sein. Über ein Dutzend Galerien aus dem letzten Jahr wurden nicht mehr zugelassen, weil renommiertere Kollegen den Neustart abgewartet hatten und jetzt deren Plätze einnehmen. Wer etwa den neuen Adrian Ghenie sucht, könnte bei der Jecza Gallery aus Timisoara fündig werden, die junge rumänische Künstler auf preislichem Einsteigerniveau vertritt. Die Galerie betapictoris aus Birmingham, Alabama, betreibt ein durchaus politisch engagiertes Programm - auf Englisch heißt das issue driven - und wagt in ihrer zweiten Teilnahme den ganz großen Auftritt und zeigt drei Solopräsentationen in jeweils kompletter Standgröße. Mit Erfolg: Der Umsatz liegt deutlich in sechsstelliger Höhe. Das ist ein leichter Ausreißer nach oben, jedoch hat auch Jochen Hempel aus Leipzig Erfreuliches zu vemelden. Er konnte eine mittelgroße Skulptur von Stephan Balkenhol verkaufen. Denn es ist nicht alles jung und billig in der Markthalle. Helga Conrads aus Düsseldorf hat einige Jahre ausgesetzt und dieses Jahr eine Auswahl aus jungen und einer etablierten Position mitgebracht. Amüsiert erzählt sie, dass sie mehrfach von Besuchern gehört habe: "Das sieht ja aus wie Herman de Vries!" Es ist Herman de Vries (8.500 bis 38.000 Euro). Wenn die Volta diesen Kurs beibehält und eine ausgewogen Mischung aus Jung und Etabliert, werden die letzten Schmuddelecken bald verschwunden sein. Künstlerisch der beste Satellit ist die Unlimited, die allerdings der kuratorische Abenteuerspielplatz der Muttermesse selbst ist. Alles andere ist leider kaum noch der Rede wert. Das Solo Project mit Einzelräsentationen, die durchaus monumentale Ausmaße annehmen können, krankt nach wie vor und immer mehr an mangelndem Besucherzuspruch. Man muss als Galerist schon sehr genau wissen, warum man hier teilnimmt, so wie Wolfgang Lieser mit der Berliner Galerie DAM. Der Galerist erwartete den verabredeten Besuch einiger US-amerikanischer Kuratoren in Basel und hat daher die kurzfristig zu realisierende Chance wahrgenommen, hier auszustellen. Ebenfalls eine Tochter der Art Basel ist die Design Miami Basel, die einfach kein Konzept findet, historisches mit aktuellem Design in einem wirtschaftlich sinnvollen Rahmen zu präsentieren, ohne über weite Strecken in Deko und Glitzer abzugleiten. Ulrich Fiedler, Deutschlands wichtigster Händler für Bauhaus hat dieses Jahr die Konsequenz gezogen und nimmt nicht teil. Die Scope existiert tatsächlich immer noch und findet ihren Markt jenseits der anschlussfähigen Kunst und bei koreanischen Ausstellern. Die Macher kaschieren das mit dem mittlerweile altbewährten Kniff, an zentralen Stellen die wenigen prominenten Galerien zu positionieren. In diesem Jahr grüßen am Eingang Mauroner aus Wien und Salzburg sowie Omer Tiroche aus London. Ab da geht es steil bergab. Und dann gib es noch eine Fotomesse (Photo Basel), eine Buchmesse (I never read) sowie die eine oder andere off-off-Veranstaltung. Ein bisschen mehr Leben jenseits des Duos Art Basel/Liste würde der Stadt mit Sicherheit gut tun.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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